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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0073

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Der am Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstandene Amazonensarkophag25*
in Saloniki I schließt sich also am engsten an die Urfassung der betrachteten
Gruppe auf einem attischen Gemälde klassischer Zeit an. Ob dieses selbst die
Vorlage für den Sarkophag abgegeben hat, ist nicht zu erweisen. Noch weniger
aber ist auszumachen, welche Stadien dieses Gruppenschema durchlief, bis es in
der Umbildung auf dem Schlachtsarkophag erschien.

Der über die Kruppe seines Pferdes rücklings Herabgleitende

Der vierte vom Pferde Fallende, den L. bietet, ist ein Barbar, der von seinem
hinten zusammengebrochenen Pferd hinabgleitet. Mit dem rechten Arm fängt
er den Sturz auf, der linke mit dem Schild ist erhoben, das rechte Bein liegt noch
auf dem Rücken des Pferdes, das linke, welches hinter dem Pferd verschwindet,
ist bereits an dessen Flanke herabgefallen und auf dem Boden stehend zu denken.

Das gleiche Motiv kehrt offenbar in unserem Denkmälervorrat nicht wieder.
Verwandte Darstellungen vom Pferde Fallender auf dem Schlachtsarkophag von
Cave di Pietralata (S. 15 A II 13) und auf dem Großen Ludovisischen (S. 16
A II 17), beide Male unten rechts, beweisen aber, daß der Typus nicht so selten
war, wie man nach der Überlieferung annehmen möchte. Auch sei darauf hinge-
wiesen, daß der Typus auf L. mit dem seitlich vom Pferde Fallenden der Zwei-
reitergruppe der Schlachtsarkophage und mit dem der Amazonengruppe Redlich
B4257 durch ein gemeinsames Motiv verbunden ist. Alle drei haben das rechte
Bein noch auf dem Rücken des Pferdes. Besonders ähnlich ist der Barbar auf L.
dem Griechen der Amazonensarkophage. Er scheint nur eine andere Ansicht des-
selben Typus zu sein. Jener ist vom Rücken gesehen, dieser von der Seite. Wie
wir bei der Behandlung der Amazonengruppe oben S. 32 sahen, ist aber gerade
die Rückenansicht das Wesentliche bei der Komposition, so daß man die beiden
Typen nur in allgemeiner Weise vergleichen kann.

Bei dieser Lage der Dinge sei eine Vermutung gestattet.

Von den fünf sicher dem attalischen Weihgeschenk zugeschriebenen Galliern258
liegen vier259 in ihrem Motiv fest. Diese vier Motive sind völlig verschieden von
dem des über die Kruppe des Pferdes nach hinten Herabgleitenden. Anders ist
es mit dem stürzenden Gallier in Venedig200. Er ist in der Renaissance ergänzt
worden. Antik sind von ihm nur der Torso mit dem ungebrochenen Kopf, beide
Armansätze und der linke Oberschenkel bis unters Knie. Vor allem ist wichtig,
daß das rechte Bein samt der Hüfte, der größte Teil der Pubes mit dem Glied,
die Stütze und die gesamte Plinthe ergänzt sind. Durch die Armansä^e und den
linken Oberschenkel ist die Haltung der Arme, des Oberkörpers und des linken
Beines gesichert. Sie ist so, wie der Ergänzer es sich vorstellte, weitgehend richtig.
Nur machte er den rechten Arm und entsprechend den linken Unterschenkel et-
was zu lang. Durch die unbegründete Ergänzung des rechten Beines aber machte
er einen nach hinten Stürzenden aus der Figur. Dabei wurde das rechte Bein zu
sehr aus der Fläche gedreht, in der sich die Gestalt im Übrigen entwickelt. So kam
ein Tiefenbezug in das Werk, der fremd wirkt und auch nicht mit der „Einan-
sichtigke.it" des sich selbst tötenden Galliers in Venedig übereinstimmt. Wie ein-
heitlich räumlich komponierte Figuren aussehen, zeigen der Knieende im

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