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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0085

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ter war. Besonders aus dem Hellenismus kennen wir dann eine Reihe von Künst-
lern, die beide Künste ausgeübt haben: Aristonidas von Rhodos, Simos des
Themistokrates Sohn von Salamis, Tauriskos des Artemidoros Sohn von Tralles,
Eudoros, Leon. Auch der in der gleichen Pliniusnotiz erwähnte Mnasitimus war
Bildhauer und Maler zugleich. Zum Vergleich kann man an die Künstler der
Renaissance erinnern, an Lionardo, Michelangelo und viele andere. Es ist also
nicht verwunderlich, wenn hier ein Bildhauer als Lehrer von Malern erscheint,
vielmehr deutet der ausdrücklich hinzugefügte statuarius darauf hin, daß sich
der Urheber dieser Notiz der doppelten Tätigkeit des Pyromachus bewußt war.

Wir lernen also in dem jüngeren Pyromachos einen Maler der ersten Hälfte
des 2. Jahrhunderts v. Chr. kennen, der als Bildhauer am kleinen Attalischen
Weihgeschenk mitgearbeitet hat. Nun ist daran zu erinnern, daß die Motive
zweier der uns überlieferten Attalischen Gallierfiguren, nämlich das des nieder-
sinkenden bärtigen Galliers in Venedig (vgl. o. S. 41 ff. und 48 f.) und das des
auf dem Rücken liegenden Gefallenen des gleichen Ortes (vgl. o. S. 47) mit
erstaunlicher Ähnlichkeit auch in dem hier rekonstruierten Galliergemälde jün-
gerhellenistischer Zeit vorkommen. Was liegt näher, als in dem Maler dieses
Gemäldes jenen jüngeren Pyromachos zu sehen, der als Meister am Attalischen
Weihgeschenk Motive, die er in Malerei schon verwendet hatte, in der Plastik
mit kleinen Abwandlungen wiederholte.

Der Grundgedanke des so entstandenen Kunstwerkes ist die Darstellung der
Schlacht in einzelnen Kampfgruppen. Das wirre und ineinandergreifende Kampf-
geschehen wird in Zweikampfszenen aufgelöst, die bereits in sich abgeschlossene
Kompositionen bilden. Die Einheit des Ganzen liegt in der vielfältigen Ab-
wandlung der Bewegung, nicht darin, daß sie in einem Zuge geht.

Schon zu Anfang unserer Untersuchung haben wir erklärt (s. o. S. 13 f.), daß
diese Art der Kampfdarstellung ursprünglich griechisch sei. Die Rückführung
der römischen Schlachtsarkophage, die den Gegenstand unserer Untersuchung
bildeten, auf ein hellenistisches Original bestätigt das. Eine kurze Betrachtung
der attischen Schlachtsarkophage (S. 16 B.) möge es von der anderen Seite stütjen.

DIE ATTISCHEN SCHLACHTSARKOPHAGE

Das Eigentümliche dieser Produktion läßt sich an dem am besten erhaltenen
attischen Sarkophag aufzeigen, der aus Florenz nach Leningrad gelangt ist (S. 16
B 2). Die Darstellung der Vorderseite ist aus einem einzigen, aus drei Figuren be-
stehenden Gruppenschema entwickelt: Ein in die Knie niedergebrochener Krieger
wird von einem Kampfgenossen in Ausfallstellung gegen einen Reiter verteidigt.
Dreimal kehrt dieses Schema nebeneinander wieder, die beiden Kämpfer zu Fuß
links, der Reiter rechts. Mitten in einem Glied bricht diese Kette auf beiden
Seiten ab. Auf der rechten Seite erscheint nur noch der Kämpfer in Ausfall-
stellung und auf der linken der Reiter, beide ohne einen direkten Gegner. Da-
durch allein, daß sie nach innen der Schlacht zugewandt sind, bilden sie einen
Abschluß. Sonst könnte man sich den Fries nach beiden Seiten endlos fortgesetzt
denken.

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