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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0102

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Einen terminus ante quem bietet das kleine Attalische Weihgeschenk, dessen Da-
tierung in die Zeit des zweiten Attalos (159—138) jetjt gesichert scheint (vgl. Horn,
RM. 52, 1937, 150ff. Schober, RM. 54, 1939, 82. Kahler, Der große Fries 145), da
hier Motive vorkommen, die aus dem Gemälde stammen, z. B. der sich selbst tötende
Anführer der Gallier (vgl. S. 41 ff.) und der Gefallene in Venedig (vgl. S. 47). Der
einzige Gallierkrieg, der in der Zeit zwischen dem großen Gigantenfries von Per-
gamon (ca. 180 v. Chr.) und dem kleinen Attalischen Weihgeschenk ein histori-
scher Anlaß für die Schaffung des Gemäldes gewesen sein kann, ist der Kelten-
aufstand der Jahre 168—165 (vgl. H. Fränkel, IvP. Nr. 167. B. Niese, Geschichte
der griechischen und makedonischen Staaten seit der Schlacht bei Chaeronea II 201.
F. Stähelin, Geschichte der kleinasiatischen Gallater2 87. Willrich in RE. VI 1101 f.
s. v. Eumenes. Kahler, Der große Fries 140 f.). Dazu steht die Möglichkeit, daß
Pyromachos, der mutmaßliche Maler des Gemäldes (vgl. S. 80 ff.) im Jahre 168
ein Atelier in Athen gehabt hatte, nicht im Gegensatj. Er könnte nach Beendigung
des Krieges nach Pergamon berufen worden sein, um zunächst das Gemälde zu
schaffen, das diesen Krieg verherrlichen sollte, und dann am kleinen Attalischen
Weihgeschenk mitzuarbeiten.

287. W. Heibig (Untersuchungen über die campanische Wandmalerei 54), E. Fabricius
(bei A. Baumeister, Denkmäler des klassischen Altertums II 1222), R. Kekule von
Stradoni^ (69. BWPr. 15), G. E. Rizzo (RM. 21, 1906, 304), E. Pfuhl (MuZ. II 815),
E. Löwy (Jdl. 42, 1927, 116), A. Schober (Die Kunst von Pergamon 68) wiesen schon
auf diese Notiz im Zusammenhang mit den hier behandelten Sarkophagen hin.

288. Die Komposition des Gemäldes ist in sich geschlossen. Man darf also annehmen,
daß die Sarkophage unmittelbar oder nur über eine Zwischenstufe, die das Ge-
mälde nicht verändert hat, auf dieses zurückgehen.

Nun erwartet man in einem Bild, das den Sieg eines hellenistischen Herrschers ver-
herrlicht, diesen dargestellt zu finden. Ohne weiteres ist er auf dem rekonstruierten
Gemälde nicht zu erkennen. Der Anführer der Gallier dagegen ist dargestellt: Es ist
der sich selbst Tötende, der auf dem Sarkophag A. durch ein Diadem als solcher ge-
kennzeichnet ist. Man möchte annehmen, daß der Anführer der Pergamener, wenn er
dargestellt ist, als Gegner des Anführers der Gallier erscheint. Eine kleine Einzelheit
scheint darauf hinzuweisen, daß dies hier so ist. Auf dem Sarkophag A. (der als ein-
ziger das antiquarische Detail der Binde im Haar des Anführers überliefert) trägt
allein das Pferd des vorgeneigt kämpfenden Reiters ein Pantherfell als Schabracke.
Wie wir sahen (s. S. 73 Anm. 270), war das das Zeichen des Feldherrn. Aber Sicherheit
gibt das nicht, denn auf T. trägt keines der Pferde eine solche Schabracke, auf D.
dagegen tragen die der Sieger alle eine. Dieser Sarkophag ist allerdings der spä-
teste der Gruppe, und es läßt sich allgemein bei den jüngeren Sarkophagen größere
Ungenauigkeit in der Darstellung beobachten.

Allerdings wäre eines merkwürdig, wenn es sich bei dem Reiter über dem sich
selbst Tötenden um den Anführer der Pergamener handelte. Der Reiter zieht die
Lanze zum Stoß mit dem rechten Arm hoch. Durch diese Bewegung verdeckt er
sein Gesicht. Man kann zwar als Parallele den Perikles als Vorkämpfer der Grie-
chen auf dem Schild der Parthenos anführen. Aber während man dort den Grund
für eine derartige Darstellung kennt, weiß man sie hier nur schwer zu erklären:

Wir sahen in dem Gemälde eine Verherrlichung des Gallierkrieges von 168—165
(vgl. Anm. 286 S. 100). Die Quellen über diesen Krieg, den legten in der Geschichte
Pergamons, sind sehr spärlich. Fränkel hat sie IvP. Nr. 167 zusammengestellt. Ein
wichtiges Denkmal unter ihnen ist IvP. Nr. 165 (v. Prott-Kolbe, AM. 27, 1902, 90
Nr. 74), in dem Eumenes und sein Bruder Attalos wegen eines in Phrygien errunge-
nen Sieges geehrt werden. Daraus geht hervor, daß Attalos, der schon im Gallier-

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