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entgegengesetzt. Dies wird um so deutlicher spürbar, als auch bei der Gestaltung der
Porträtbüste eine starke klassizistische Komponente nicht zu verleugnen ist.

Als dritte und letzte Vergleichsreihe, durch die die vorgeschlagene Früh-
datierung, wenn sie richtig sein soll, bestätigt werden muß, sei eine kurze Betrach-
tung der Architekturornamentik angefügt. Eingehende Prüfung erweist, daß Blatt-
stäbe, Zahnschnitt, Eierstab und Palmettenkette fester, trockener und strenger sind,
als man auf den ersten Blick meinen möchte. Der erste Eindruck ist wieder durch die
starke Korrosion bestimmt, infolge deren alle Formen etwas Weiches und Ver-
schwimmendes erhalten, das nicht in der Absicht der Steinmetzen lag. An den weni-
gen Stellen, wo die Korrosion nicht so stark ist (Taf. 2. 8), treten die ruhigen,
kühlen Formen hervor, die ihre nächste Entsprechung an hadrianischen Bauten
finden. So sei für das Flechtband und den Zungenblattstab auf die in der Casa dei
Cavalieri di Rodi wieder zusammengesetzte Karyatidendekoration68 hingewiesen,
die wahrscheinlich erst von dem hadrianischen Umbau des Augustusforums stammt.
Der Zahnschnitt mit der einfachen schmalen Stufe oben in den Zwischenräumen ist
von der Art, wie er am Traiansforum69 und am Pantheon70 begegnet, auch der
Eierstab weist nicht über hadrianische Architekturdekorationen hinaus71.

Ein besonders charakteristisches Dekorationsmotiv sind die Palmetten mit
S-förmig geschwungenen, an ihren Spitzen leicht eingerollten Blättern, die als Halb-
palmetten auf den Ecken der Tympana sitzen und auf den Schmalseiten, zur Voll-
palmette fächerförmig ausgebreitet, über den geraden Gebälkstücken angebracht
sind. An der Sima bilden sie zusammen mit Lotosblüten eine fortlaufende Kette.
Kraus72 hat diesem Ornament eine knappe Untersuchung gewidmet, Wegner73
behandelt es kurz anläßlich seiner Untersuchung der Soffitten römischer Bauten. Er
fand es an den trajanischen Erneuerungen der Basilica Aemilia7,1 und am Apollon-
tempel des C. Sosius75, für den er ebenfalls einen Neubau in trajanischer Zeit erwägt.
Das Palmettenornament ist ein ausgesprochen klassizistisches Motiv, das in den
barocken Stilphasen der römischen Kunst, vor allem in der spätantoninischen,
nicht häufig zu erwarten ist. Kraus76 hat die Entwicklung des Motivs aus den Orna-
mentbändern rotfiguriger Vasen des 5. Jhs. und seine Wanderung über die etrus-
kische in die römische Kunst angedeutet. Es begegnet vor allem am Mars-Ultor-
Tempel in Rom77, wobei Kraus78 sich für eine Entstehung in augusteischer Zeit

68 Giglioli, RM. 62, 1955, 155ff. Taf. 54.

69 Th. Kraus, Mdl. 6, 1953 Taf. 15.

70 Auf der Rückseite des Pantheons bei den hadrianischen Thermen des Agrippa,
Gusman a. O. Taf. 4.

71 Vgl. Wegner, Ornamente kaiserzeitlicher Bauten Roms: Soffitten (1957) 50.

72 Kraus a. O. 46.

73 Wegner, Soffitten 103 ff.

74 Ebd. Taf. 15 a. 17 a.

75 Ebd. Taf. 15b.

76 Kraus a. O. 48.

77 Ebd. Taf. 7 f.

78 Ebd. 53.
 
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