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Andreae, Bernard
Studien zur römischen Grabkunst — Heidelberg, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.15193#0039
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aus dem Kult. Kann Jupiter und Neptun schon einmal gemeinsam ein Opfer darge-
\ bracht werden, wie es zum Beispiel nach Appian160 Scipio Africanus d. Ä. vor der
' Fahrt nach Karthago getan hat, so werden sie doch nie gemeinsam mit Pluto verehrt.
Das lenkt unsere Beurteilung des Sarkophags von Velletri in eine bestimmte
Bahn. Wir haben es hier nicht mit einer wirklich lebendigen religiösen Vorstellung
zu tun, sondern mit der gedanklichen Konstruktion eines Gebildeten, die sich auf
JHomer berufen kann. In allegorischer Weise werden die drei Bereiche der Welt,
die Oberwelt, das Meer und die Unterwelt, personifiziert dargestellt durch ihre
! mythologischen Beherrscher. Nicht lebendige Götter, an die man glaubt und fzu
denen man betet, sind die Träger der Darstellung, sondern Personifikationen von
Mächten und Bereichen, die sich auf andere Weise der Darstellung entziehen.

In der philosophischen Literatur finden wir eine Stelle, die zur Erläuterung
dieser Darstellung dienen kann. Plutarch, ein Zeitgenosse des Gebildeten, der den
\ Bildschmuck des Sarkophags von Velletri zusammengestellt hat, führt in der Trost-
schrift an Apollonios beim Tode von dessen Sohn161 die Erzählung des Sokrates
über das Totengericht in Piatons Gorgias162 an, die mit der Teilung der Welt-
herrschaft unter Zeus, Poseidon und Pluton beginnt, um dann unvermittelt von
dem Gesetz zu berichten, nach dem die Menschen, die ihr Leben gerecht und fromm
i geführt haben, nach ihrem Tod auf die Insel der Seligen gelangen und dort in voll-
\ kommener Glückseligkeit fern von allen Übeln leben, während die Ungerechten
und Gottlosen in das zu Zucht und Strafe bestimmte Gefängnis, das Tartaros heißt,
gehen müssen.

Für den gebildeten Römer klingen also in der Darstellung der drei höchsten
Götter in der Mitte der Frontseite des Sarkophags von Velletri schon Gedanken
an, die wir an anderer Stelle auf dem Sarkophag weiter ausgeführt sehen163. Man
spürt von vornherein, wie stark gedanklich der Bildschmuck des Sarkophags
bestimmt ist. Wir haben es mit einem typischen Denkmal der Gebildetenreligion
zu tun, die ihrer Überzeugung in mythologischen Bildern Ausdruck gibt.

3. Drei Allegorien der Liebe als Überwindung des Todes

Zu beiden Seiten der Götter auf der Hauptseite des Sarkophags sehen wir unter
den runden Giebeln je eine Szene vor einer halbgeöffneten schweren Flügeltür. Rechts
t (Taf. 8 f.) führt Flerkules Alkestis aus dem Hadestor heraus. Admet, der im kurzen
Gewand, mit einem Stab in der Linken, vielleicht einem Stachel, der ihm als Lenker
des ungewöhnlichen Zweigespanns von Löwe und Eber zukommt, vor dem Tor
steht, hebt grüßend die Hand. In der linken Szene (Taf. 10 f.) erscheint in der halb-
geöffneten Tür ein jugendlicher Mann, mit der Exomis bekleidet, den Merkur, an

160 Appian. Pun. 13. Mithr. 70.

161 Plut. consol. ad Apollonium 120 E.

162 Plat. Gorg. 532 f.

163 S. u. 56ff.
 
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