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8. Istanbul, Ottoman. Mus., rechte Nebenseite des UnterweltsSarkophags aus
Ephesos195 (Taf. 30, 3).

9. Florenz, Uffizien, linke Nebenseite des Proserpinasarkophags196.

Für die Darstellung von Alkestis' Rückführung durch Herakles hat die grie-
chische Kunst den Typus der still und versunken neben dem Retter Einherschreiten-
den geschaffen, wie er uns auf der schönen Reliefplatte des späten 5. Jhs. in Kyrene197
| begegnet. In der römischen Kunst beobachten wir nur ein Nachleben dieses Typus,
dessen leichte Variationen — manchmal führt Herkules die dem Tode abgerungene
Frau bei der Hand, bisweilen legt er aber auch seinen Arm um ihre Schulter — der
Interpretation kein Problem stellen würden, wenn wir diesen Typus nicht auch in
einem anderen inhaltlichen Zusammenhang auftreten sähen, nämlich beim frei-
willigen Abstieg der Laodamia in die Unterwelt. Bei der oben erläuterten nahen
Verwandtschaft der beiden Mythen in der Vorstellungswelt der Römer ist das nicht
verwunderlich.

Der Mythos von Protesilaus hat in der römischen Grabkunst, wie wir glauben
zeigen zu können, eine weitere Verbreitung gefunden, als man gewöhnlich annimmt.
Die Grundlage unserer Vorstellung bilden nach wie vor die beiden JProtesilaus-
_sarkophageJn Neapel und im Vatikan.

Der berühmte Sarkophag in S. Chiara (II 2), der bei der Zerstörung der Kirche
im letzten Krieg stark beschädigt wurde, ist nun seiner barocken Ummantelung als
I Grabmal der Familie San Feiice (Taf. 31, 1) entkleidet, so daß man die vordem nur
aus einer Zeichnung des Tophamianus bekannten Nebenseiten (Taf. 33) ganz sehen
l kann. Es ist ein nicht schlecht gearbeitetes Stück aus der Mitte des 2. Jhs. n. Chr.,
das mit seinen gedrungenen klassizistischen Figuren und der ein wenig faden
Gewandbehandlung dem Sarkophag von Velletri stilistisch nahesteht.

Auf der linken Nebenseite ist die anderweitig nicht dargestellte Szene überliefert,
in der Protesilaus vor Pluto hintritt, um seine Bitte vorzutragen. Pluto sitzt auf dem
Thron, nur durch ein Diadem im vollen Haar als Totenherrscher gekennzeichnet.
Er hat seinen Mantel quer über den Schoß gelegt, so daß auch die Beine, deren
rechtes er zurücksetzt, frei bleiben. Die Arme und Hände läßt er locker herab-
hängen. Neben ihm steht, in einen dünnen, von der rechten Schulter herabgeglittenen
Chiton gekleidet, Proserpina. Sie legt ihrem Gemahl bittend den Arm um die Schul-
ter und blickt auf den verhüllten Schatten des Protesilaus, den ein kleiner Amor
heranführt. Mit den ausgestreckten Ärmchen sucht dieser Protesilaus und Proserpina
zu verbinden und schaut aufmunternd zu dem Helden empor, der mit befangener
Gebärde den verhüllenden Mantel vom Gesicht wegzieht. Eine Lisene im Hinter-
grund und der Ansatz eines Bogens geben den Palast Plutos an.

105 Keil, ÖJh. 17, 1914, 38 Abb. 21. Curtius a. O. 20ff. Taf. 10, 2; vgl. o. Anm. 110.

106 Robert, SR. III 1, 35£; III 3, 465 Nr. 372 Taf. 121. Mansuelli a. O. 238 Nr. 275.
Bartoccini a. Ü. 161 f. Abb. 42; vgl. o. Anm. 178.

197 Sculpt. ant. en Libye (1931) Taf. 14. Picard, Man. d'archeol. grecque II (1939)
829. E. Paribeni, Cat. delle scult. di Cirene (1959) 31 f. Nr. 45 Taf. 47.
 
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