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Andreae, Bernard
Studien zur römischen Grabkunst — Heidelberg, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.15193#0050
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seien noch drei weitere Denkmäler zur Diskussion gestellt, die vielleicht auf den frei-
willigen Abstieg Laodamiens in die Unterwelt bezogen werden können. In den
beiden Feldern rechts und links der Rückwandnische im Mausoleum I der Nekropole
unter S. Peter (II 7) ist der Tod der Alkestis links und ihre Rückführung durch Her-
kules rechts dargestellt. In den beiden anschließenden Feldern waren die beiden jetzt
ganz verblaßten, aber mit den Worten des Ausgräbers209 folgendermaßen beschrie-
benen Figuren gemalt: „La figura di un guerriero ritto in piedi la clamide pendente
sul dorso, appoggiato all'asta, che tiene ritta nella mano sinistra e tocca pure con la
clestra." Und „una figura di donna che si muove velocemente verso destra, come fosse
una danzatrice o una vittoria in volo."

In der Figur des Kriegers möchte Ferrua Admet erkennen. Könnte es nicht
eher wieder Protesilaus sein, der auf die sich rasch nähernde Frau wartet, in der wir
Laodamia wiedererkennen möchten? Fast wie eine „Tänzerin" oder eine „Viktoria
im Fluge" sieht jedenfalls auch die zweite in diesem Zusammenhang heranzuziehende
weibliche Gestalt aus, die auf der rechten Nebenseite des Unterweltssarkophags von
Ephesos (II 8; Taf. 30, 3) vor dem Hadestor zurückschreckt, in dem der ianitor orci
sichtbar wird. Curtius210 hat bereits die Deutung auf Laodamia vorgeschlagen,
worin wir ihm zustimmen möchten. Besteht unsere Deutung der Bilder im Mauso-
leum I zu Recht, so hätten wir in diesem Grab ein weiteres sepulkrales Dekorations-
programm vor uns, in dem, wie auf dem Sarkophag in Velletri, die Mythen von
Alkestis, Protesilaus und dem Raub der Proserpina211 begegnen.

Das dritte Denkmal, welches, wie wir glauben, den Abstieg Laodamiens dar-
stellt, ist die linke Nebenseite des Proserpinasarkophags in Florenz (II 9). Merkur
führt eine verschleierte Frau in die Unterwelt hinab. Da auf der anderen Seite die
Rückführung der Alkestis durch Herkules dargestellt ist, wollte Robert212 auf dieser
Nebenseite die Hinabführung der Alkestis erkennen, die aber anderweitig nicht
begegnet. Alkestis wird entweder auf ihrem Sterbelager oder bei der Rückführung
durch Herkules dargestellt. Diese Tatsache hat Mansuelli213 wohl bestimmt, in der
Szene nicht mehr die Hinabführung der Alkestis, sondern vielmehr eine allgemeine
Anspielung auf eine Verstorbene zu sehen, die in die Unterwelt geführt wird.
Nehmen wir hingegen an, daß auch hier die Hinabführung der Laodamia gemeint ist,
so bekommt die Szene wiederum einen prägnanten Sinn und steht in einem sinnvollen
Verhältnis zur Rückführung der Alkestis auf der anderen Nebenseite. Dies wäre
dann neben dem Velletrisarkophag und dem Mausoleum I der Vatikannekropole
das dritte Denkmal, das die drei Mythen von der Liebe, die den Tod überwindet,

209 ferrua a. O. 217.

210 Curtius a. O. 31.

211 S. u. 45 ff.

212 Robert, SR. III 3, 465.

213 Mansuelli a. O. 238. Der Hinweis von K. Weitzmann, Ana Book Illumination
(1959) 75 zu Abb. 84f. auf das Mosaik von Porcareccia im Vatikan scheint mir nicht
beweiskräftig, da es sich auch dort nicht um Alkestis handeln muß.
 
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