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a. Der Dodekathlos

Auf dem Sarkophag finden wir den Dodekathlos in der von der Regel kaum
abweichenden Reihenfolge236 : nemeischer Löwe (Taf. 12), lernäische Hydra (Taf. 14),
erymanthischer Eber (Taf. 15), kerynitische Hirschkuh (Taf. 16), stymphalische
VögdjTÄ£ 17), Amazone (Taf. 19), Au^a_sstejf(faf. 19), kretischer Stier (Taf. 18),
Pferde des Djomedes (Taf. 20), Geryoneus (Taf. 21), Kerberus (Taf. 22), Hesperiden
(Taf. 23) im mittleren Streifen umlaufend dargestellt. Die Typologie der Hera-

| kiestaten auf dem Velletrisarkophag ist von Bartoccini237 bereits kurz behandelt
worden. Eine allgemeine Typologie der Heraklesdarstellungen würde uns von
unserem eigentlichen Thema, der römischen Grabkunst, zu weit abführen. Es
kommt uns hier auch im wesentlichen auf die Bedeutung des Herkuleszyklus im
sepulkralen Gesamtprogramm des Sarkophags an. Auf eine bestimmte motiv-
/* geschichtliche Frage soll aber doch wenigstens kurz eingegangen werden. Es ist
Bartoccini nämlich entgangen, daß es eine nur als Fragment erhaltene Replik des
^-^ Herkuleszyklus des Velletrisarkophages gibt, auf einem eigentümlichen Relief-
bruchstück im Lateran (Taf. 39)23s. Das zum Teil ergänzte dekorative Relief zeigt
in der gleichen Anordnung das Faß mit der kleinen Figur, die die Arme in die Flöhe

| streckt, aus der Szene mit dem erymanthischen Eber, wobei das Erstaunliche ist, daß
die Figur in dem Faß offensichtlich weiblich ist und man auch bei der entsprechenden
Figur auf dem Velletrisarkophag (Taf. 15) einen weiblichen Busen zu erkennen

| glaubt; weiter die Überwindung des Hirsches, die Erlegung der stymphalischen

1 Vögel und die Reinigung des Augiasstalles. Die Amazone ist fortgelassen; sonst ist
die Reihenfolge die gleiche wie auf dem Velletrisarkophag. Die entsprechenden
Szenen auf dem Velletrisarkophag sind sehr zerstört, aber die stilistische Ähnlichkeit
zu den besser erhaltenen Figuren des Sarkophags ist so groß, daß man beinahe
annehmen möchte, beide Werke stammten aus der gleichen Werkstatt. Kleine

| Abweichungen, zum Beispiel das andere Aufsetzen des Beines auf dem Rücken des

| Hirsches, drei Vögel auf dem Relief anstelle von zweien auf dem Sarkophag, die
stärkere Krümmung des Bogens und der dickere Pfeil bei diesen, die Einfügung
eines Baumes und die Fortlassung der Amazone auf dem Relief sprechen allerdings
nicht unbedingt dafür, doch stammt das Relief zweifellos ebenso wie der Sarkophag
aus dem 2. Viertel des 2. Jhs. Es scheint sich bei der Darstellung um einen gängigen
^ Herkuleszyklus zu handeln, der auf dem Sarkophag, in die einzelnen Szenen zerlegt,
wiederkehrt. Für die merkwürdige Tatsache, daß die Figur in dem Faß weiblich ist,
während man Eurystheus erwarten würde, weiß ich auch keine Erklärung. E. Q.

I Visconti239, der das Relief bei dem Kupferstecher Volpato sah, dachte vielleicht nicht

236 Über die Reihenfolge der Taten auf den wesentlichsten Denkmälern vgl. Bartoc-
cini a. O. 209.

237 Bartoccini a. O. 148 ff.

238 Benndorf-Schöne 276 Nr. 402. EA. 2188. Bachofen a. O. VII Taf. H. Photo Vat.
Mus. VIII 3117; vgl. o. Anm. 24.

230 E. Q. Visconti, Mus. Pie-Clementin IV (1820) 320 f. Anm. 4.
 
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