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5i

( zu Unrecht an Admete, die Tochter des Eurystheus, auf deren Verlangen Herkules
den Gürtel der Hippolyte holen mußte240. Diese Einzelheit, daß sowohl auf dem
Sarkophag als auf dem Relief in dem Faß des Eurystheus eine Frau erscheint, betont
noch einmal die enge Zusammengehörigkeit der beiden Denkmäler.

Aus der Betrachtung des Reliefs gewinnen wir zweierlei für die Erkenntnis
des Sarkophags. Erstens steht er, was das Handwerkliche angeht, nicht mehr völlig
isoliert; vielleicht lassen sich auf die Dauer noch mehr Werke dieses schwächlichen,
trockenen Klassizismus auch in der Volkskunst zusammentragen. Man vergleiche
| nur das auf Grund der Haartracht der Omphale in hadrianische Zeit zu datierende
I Herkulesrelief in Neapel241 (Taf. 38), auf dem auch eine sehr ähnliche Typologie
des Herkuleszyklus begegnet. Zweitens erweisen diese Repliken des Herkules-
zyklus, daß die Figurentypen des Sarkophags übernommen und in den neuen
Zusammenhang eingeordnet worden sind, daß also die Komposition des Sarkophags
und die Verteilung der Szenen als das Originelle und eigentlich Bedeutungsvolle
daran angesehen werden muß.

b. Victor omnhim terrarum

Wenn wir daher nach dem Zusammenhang des Herkuleszyklus mit dem ikono-
graphischen Programm des Sarkophages fragen, sq_kann es nur die Vorbildlichkeit
des Herakles2^2 sein, dessen a&Xoc hier als Allegorie des tätigen, alle Schwierigkeiten
meisternden Lebens demjenigen vor Augen geführt werden, der durch die Nach-
ahmung des gottgefälligen Lebens des Helden mutatis mutandis sich ein glückliches
Los im Jenseits zu erringen hofft. U/ixen et Herculem stoici nostri sapientes pronuntia-
verunt, invictos laboribus et contemptores voluptatis et victores omnium terrarum, so faßt
| Seneca243 diesen Gedanken zusammen, und wenn im Hercules furens2ii der Held sagt:
non est ad astra mollis e terris via, so gilt das im übertragenen Sinne der Aufforderung
per aspera ad astra von allen Menschen245.

Die Bedeutung des Herkules als Vorbild, als „Ideal menschlicher Vollkommen-
heit, geweiht dem Heile der Menschheit"24G, braucht jedoch nicht im Vordergrund
zu stehen, und es genügt, mit Bartoccini247 in den Mühen des Herkules eine Allegorie
aller menschlichen Mühsal zu sehen. Darin jedoch, daß wir Herkules am Ende seiner
Taten „nach der Heraufholung des Kerberos und der Gewinnung der Früchte

240 RE. I 1 (1893) 377 s. v. Admete Nr. 3 (Wentzel). Roscher, ML. I 1 (1884/86) 67
s. v. Admete Nr. 2 (Roscher).

241 S. o. Anm. 24.

242 Cic. off. 3, 25. Horat. epist. 2, 1, 10; vgl. J. Kroll, Gott u. Hölle (1932) 399ff.;
Elysium (1953) 12.

?" Sen. dial. 2, 2, 2.
vj14 Sen. Herc. 437.

245 Cumont a. O. 22 Anm. 4.

246 Robert, SR. III 1, 115 (nach Buttmann).

247 Bartoccini a. O. 207 Anm. 39.
 
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