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wohl Herkules dargestellt sein kann. Aber nicht nur das ,Hadestor', auch die Tat-
| sache, daß der vermeintliche Jupiter weder durch Blitzbündel noch durch Adler als
I solcher gekennzeichnet ist, spricht gegen Herkules' Einzug in den Olymp. Herkules
müßte außerdem bärtig dargestellt sein.

Wenn nun mit dem Tor das Hadestor gemeint ist, dann ergibt sich die Benen-
nung des herrscherlich gekleideten Bärtigen von selbst. Es muß Pluto, der Herr der
Unterwelt sein^jEs ist möglich, daß wir hier eine Darstellung jener weit bekannten,
aber aus dem mystischen Dunkel nicht -völlig klar hervortretenden xaTÄßaot? eic, "ASou
des Herakles vor uns haben, auf die unter anderem auch der pseudoplatonische
Axiochos anspielt268.

Wenn der Eintretende mit der Opferschale in der Hand wirklich Herkules sein
soll, dann bleibt der eigentümliche nach oben spitz zulaufende Stab oder Stecken
in seinerLinken noch zu erklären, d^ man darin unmöglich die Keule des Herkules
erkennen kann. Daß der Stab nicht völlig gerade ist, scheint mir dem Unvermögen
des Steinmetzen zur Last zu fallen und nichts über seine Bedeutung auszusagen. Trotz
eingehender Nachforschungen ist es nicht gelungen, eine vollkommen überzeu-
| gende Deutung für diesen Stab269 zu finden. Admet (Taf. 8 f.) trägt in der Alkestis-
| szene des Velletrisarkophags einen ähnlichen Stab. Wir glaubten, ihn als Kentron270,
als Stachel für den Lenker des ungewöhnlichen Zweigespanns von Löwe und Eber,
erklären zu sollen. Ähnliche Stachel tragen auch die Lenker der Zweigespanne im
j Proserpinaraubstreifen (Taf. 24, 1. 26, 1). Wenn also der Stab, den der Jüngling an
der Hadestür in der Hand hält, ebenfalls ein solches Kentron wäre, dann dürfte man
nicht zuviel an Bedeutung darin suchen.

Es besteht aber auch noch die Möglichkeit, daß der Stab, den Admet und der
/ vielleicht als Herkules zu deutende Jüngling an der Hadestür in der Hand tragen, in
I einem besonderen magischen Zusammenhang mit dem Abstieg zum Hades steht,
{ wie etwa der Zweig, den Aeneas271 oder Adqnis272_bei ihrem Abstieg in den Hades
zum Schutze b_ei sich tragen. F. J. M. de Waele wies in seiner weitausgreifenden
Untersuchung über den Zauberstab in der Antike273 Spuren von der Vorstellung eines
Stabes der Bittflehenden nach, die sich in der ägyptischen und etruskischen Kunst
vor allem bei den in die Unterwelt Einziehenden finden. Etwas Ähnliches könnte

267 Daß es nicht der ianitor orci sein kann, zeigt der Typus mit wohlgeordnetem,
durch eine Herrscherbinde zusammengehaltenem Haar und der sorgfältig drapierte Mantel.

268 Verg. Aen. 6 ed. E. Norden (19574) Komm, zu V. 131 f. 260. 309-312. 384-416
unter d. e (S. 237f.) 477-93. 548-627. 666-678. RE. X 2 (1919) 2399f. Nr. 9 s. v. Katabasis
(Ganschinietz). E. Kunze, Olymp. Forsch. II (1950) 110. Nilsson, Gr. Rel. II 527; vgl.
auch G. Ettig, Acheruntica (Diss. Leipzig 1891). Die Hadesfahrten sind aufgezählt bei
E. Rohde, Der griechische Roman (1914) 260 Anm. 3. J. Kroll, Gott u. Hölle 363ff.

209 Das Material ist gesammelt bei F. J. M. de Waele, The Magic Staff or Rod in
Graeco-Italian Antiquity (1927).
S. o. 33.

(23)Verg. Aen. 6, 136-636; vgl. Norden, Komm, zu 6, 171 ff.

272 Seyrig, AJA. 49, 1944, 20 ff.

273 De Waele a. O. 49.
 
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