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8o

runden Giebel über der Tür die Einzelfigur eines Giganten, in dem in Gedanken
leicht zu ergänzenden dreieckigen Sarkophaggiebel die dekorative Gruppe der stier-
j tötenden Viktoria. Wir erkannten bereits443, daß mit dem Opferzug, dem Opfer an
I der Grabestür und der stieropfernden Viktoria im Grunde die gleiche Tugend vor
| Augen gestellt werden soll, nämlich die pietas des Grabinhabers. Dieser Tugend
| entgegengesetzt wird die sitperbia der Giganten. Enthalten ist darin natürlich der
Gedanke der Bestrafung der superbia, da die Giganten von den ewig siegreichen
' Göttern überwunden und in den Tartarus geworfen wurden. Es wird also der Ge-
danke, daß man sich durch ein frommes Leben Belohnung im Jenseits verdienen und
der Strafe für Gottlosigkeit und Hybris entgehen soll, in verschiedenen Bildern abge-
wandelt, die je nach dem zur Verfügung stehenden Raum gewählt wurden.

Wir haben der abgekürzten Darstellung allegorisch zu verstehender Mythen
den Charakter von Symbolen zugesprochen444. Das ist nur eine vom deutschen
Sprachgebrauch hergeleitete, in dieser Arbeit streng verwendete Terminologie
zur besseren Verständigung445, nicht eine tiefsinnige philosophische Definition. Das

443 S. o. 65 f.

444 S. o. 68£

445 Die Meinungen über die Bedeutung der Termini Allegorie, Symbol, Personifi-
kation gehen derart auseinander, daß man nur jeweils feststellen kann, was man selbst
darunter versteht. In diesem Sinn sollen die obigen Ausführungen gewertet werden. Die
folgende bibliographische Liste zur Frage Allegorie, Symbol, Personifikation, die nur einige
wesentliche Werke enthält, zeigt die Schwierigkeit des Problems an: J. J. Winckelmann,
Gedanken über die Nachahmung der griech. Werke in der Malerei u. Bildhauerkunst
(1755); Versuch einer Allegorie (1766). G. E. Lessing, Laokoon (1766). F. Creuzer, Sym-
bolik u. Mythologie der alten Völker (1836-1842). H. Blümner, Uber den Gebrauch
der Allegorie in den bildenden Künsten (1881). E. Pottier, Monuments Grecs 17/18,
1889/90, Iff. J. Burckhardt, Gesamtausgabe XIII (1934) 29ff.; Vorträge (19194) 300ff.
Matz, Die Naturpersonifikatiönen in der griech. Kunst (1913). C. Robert, Archäol. Her-
meneutik (1919) passim, bes. 43ff. E. Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen
(1923-31); Die Begriffsform im mythischen Denken (1922). O. Brendel, RM. 49, 1934,
157ff.; 51, 1936, lff. R. Hinks, Myth and Allegory in anc. Art (1939). P. Diehl, Le sym-
bolisme dans la mythologie grecque (1952). Enc. Arte ant. I (1958) 261 ff. s. v. Allegoria.
J. Pepin, Mythe et allegorie (1958). K. Reinhardt in: Vermächtnis der Antike (1960) 33ff.

Daß man in der Antike bereits Darstellungen symbolisch ausdeutete, beweist m. E.
am besten ein Grabrelief des 2.-1. Jhs. v. Chr. aus Sardes: Buckler-Robinson, Sardis VII
(1932) Nr. 111 Abb. 101. W. Peek, Griech. Versinschriften I (1955) Nr. 1881; Griech.
Grabgedichte (1960) Nr. 433: „Schon der anmutige Stein zeigt eine elegante Frau. Wer ist
sie? Die Inschrift in Versen zeigt es an: Menophila — und weswegen ist auf dem Stein
eine Lilie eingemeißelt, ein A, ein Buch und ein Wollkorb und dazu noch ein Kranz?
Gewiß zeigt das Buch Bildung an, der Kranz, den sie einst auf dem Kopf trug, ihr Amt,
daß sie einziges Kind war, die Eins. Züchtiger Tugend Zeichen ist der Korb, die Blume
zeigt ihre Jugend an, die der Dämon als Beute davon trug. Leicht möge dir rings die Erde
werden, wenn du so gelebt hast. Doch ohne Kind, ach, sind nun die Eltern, denen du nichts
als Tränen hinterließest." Vgl. zu dem Problem, soweit es die Symbolik in der römischen
Grabkunst betrifft, Matz, Meisterwerk 127: „Es ist eine der folgenreichsten Erkenntnisse
der neueren Sarkophagforschung, daß sie sich der steigenden Bedeutung bewußt geworden
ist, die in der Entwicklung der Bildersprache der Sarkophage der Wunsch nach Verewigung
 
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