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Andreae, Bernard
Studien zur römischen Grabkunst — Heidelberg, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.15193#0088
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bringen sollen, an das vorgegebene Dekorationsschema ist auf dem Sarkophag
weitgehend konsequent gelöst. Zur Verfügung standen die nur von knienden
Atlanten eher zusammengefaßten als unterbrochenen unteren Streifen, in denen
! sich friesmäßig einheitliche Szenen, der Raub der Proserpina, der Opferzug, das
| Hirtenfeld und die Unterwelt entwickeln, wobei allerdings die Gliederung durch
die Atlanten eine bestimmte Gruppierung innerhalb der Friese bedingte, weiter
die stärker voneinander getrennten ädikulaartigen Felder der mittleren Zone, in
denen bildmäßig in sich abgeschlossene Figurengruppen dargestellt werden. Hier ist
I das System auf der Rückseite allerdings unterbrochen, wo die Verteilung von
I sieben Fleraklestaten auf fünf Felder ein Übergreifen beim erymanthischen Eber
(Taf. 15 f.) wie bei der Amazone und dem Augiasstall (Taf. 28) notwendig machte.
Auch die Hirtenfiguren und die Palmen, die in den schmalen, sich an den Enden des
mittleren Streifens auf der Vorder- und rechten Nebenseite ergebenden Zwischen-
räumen dargestellt sind, müssen in unserem Sinn als Symbole angesprochen werden.
Diese geringfügigen Abweichungen vom Schema fallen allerdings kaum ins Gewicht.
Weiter standen zur Aufnahme von Bildschmuck zur Verfügung die abwechselnd
runden und dreieckigen Giebel der Fassadenarchitektur, in denen Einzelfiguren
erscheinen, die Zwickel über den Giebelschrägen, die mit lagernden Sphingen und
Tierkampfgruppen gefüllt sind, und schließlich die dreieckigen Sarkophaggiebel,
in denen eine dekorative Gruppe angebracht ist. Die Antefixe eignen sich zur Auf-
nahme von Emblemen, und auf dem Dach bleibt noch Platz für rundplastische
Akrotere, die hier durch die hockenden und girlandentragenden Eroten erweitert sind.

Diese in der Dekoration des Sarkophags liegende Notwendigkeit verschiedener
Adaptation des Grundgedankens müssen wir uns vor Augen halten, wenn wir jetzt
an die Erklärung der noch übrigen Darstellungen gehen.

Die Gestaltung der Ecken bietet ein besonderes Problem, für das eine originelle
Lösung gefunden wurde. Stierprotomen, die aus Akanthuskelchen hervorwachsen,
tragen das Gesims, auf dem die mittlere Zone der Scheinarchitektur ruht. Stier-
protomen dienen seit frühester Zeit als Architekturträger. E. v. Mercklin447 hat das
Material kürzlich gesammelt. Bei einzelnen Exemplaren kommen auch sonst Akan-
thusblätter vor, aus denen der Rumpf aufwächst, zum Beispiel bei dem Kapitell aus
Aradus im Museum von Damaskus448, bei dem an den Stellen, wo die vier Stier-
protomen kreuzweise aneinander gefügt sind, ein Akanthusblatt sitzt, oder bei den
Stierkonsolen des Bacchustempels in Baalbek449. Akanthusblätter finden sich auch
neben dem Stierkopf einer Konsole aus den Thermen in Aphrodisias450 und neben
Stierprotomen des Stuckfrieses der Casa del Criptoportico in Pompei451.

447 E. v. Mercklin, RM. 60/61, 1953/54, 184ff.; Ant. Figuralkapitelle (1962) 194ff.

448 H. Seyrig, Syria 29, 1952, 204 ff. 226 Abb. 7. v. Mercklin a. O. 186.

449 D. Krencker in: Baalbek II (1923) 8 Abb. 12; 11 ff. Abb. 16. R. Dussaud, Syria 23,
1942/43, 49 Abb. 8. Bartoccini a. O. 145 Abb. 19.

450 v. Mercklin a. O. 194 Taf. 82, 8.

451 V. Spinazzola, Pompei alla luce degli scavi nuovi di Via dell'Abbondanza I (1953)
490 Abb. 557 Taf. 21 ff. v. Mercklin a. O. 192 Abb. 1.
 
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