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Andreae, Bernard
Studien zur römischen Grabkunst — Heidelberg, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.15193#0149
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142

Die Malereien der linken Seitenwand sind nicht erhalten.

Zu bemerken ist noch, daß die Eroten in den Malereien dieses Nymphaeums
größtenteils geflügelt sind, doch begegnen auch ungeflügelte, was wohl nicht viel zu
bedeuten hat05.

Bisher sind im wesentlichen vier Deutungen der Szene versucht worden. Ame-
lung06 erwog eine Benennung der Gruppe als Liber, Libera und Venus; Robert67
meinte in dem Jüngling Portus, in der mittleren Frau die personifizierte Meeresküste,
Ora maritima, in der kleineren, neben ihr sitzenden Ostia erkennen zu müssen. Frater
Lamberto, der Entdecker des Gemäldes, dessen Publikation68 aber erst nach den
Äußerungen Amelungs und Roberts erschien, möchte in der Mittelfigur der Haupt-
gruppe Proserpina sehen, die bei der Rückkehr aus dem Hades von ihrer Mutter Ceres
und ihrem Bruder Bacchus auf einer Insel empfangen wird. Zuletzt hat sich Kerenyi69
noch einmal ausführlich mit der Deutung der Szene befaßt. Er glaubt, einen Hieros
Gamos von Dionysos und Aphrodite als Ariadne, „als welche sie unter dem Namen
Ariadne Aphrodite in Amathus auf Cypern70 und sicher auch auf Delos71 verehrt
wurde", zu erkennen. Von der „weniger bedeutenden", strenger gekleideten Frau
neben ihr sagt er: „Sie hat sicher eine wichtige Funktion zu erfüllen, vielleicht als
Göttin der Insel. Sie hält eine scharlachrote Binde in der Hand72, die wir hochzeitlich
zu nennen allen Grund haben." Im Gespräch wies Kerenyi auf eine Stelle bei Plut-
arch73 hin, wo eine Amme der Ariadne mit Namen Korkyne erwähnt wird. Diese
möchte er jetzt in der völlig bekleideten weiblichen Figur erkennen74. Dagegen ist
aber einzuwenden, daß diese Ariadne, die in Begleitung der Korkyne75 nach Naxos
kam, wie Plutarch ausdrücklich schreibt, nicht die Gemahlin des Bakchos, sondern
eine zweite Ariadne gewesen ist, die auf Naxos starb und dort auch nicht die gleichen
Ehren genießt wie die erste, die sich mit Dionysos vermählt und den Staphylos ge-
boren hat.

Keine dieser vier Deutungen kann wirklich befriedigen, obwohl sie gewiß
Richtiges enthalten. Vor allem scheint deutlich, daß es sich bei der Gruppe in irgend-
einer Weise um göttliche Gestalten handelt. Wenn man nach ihrem Erscheinungsbild
urteilt, so dürfte Amelung76 mit der Benennung als Liber, Venus und Libera am
ehesten das Richtige getroffen haben.

65 Vgl. N. Himmelmann-Wildschütz, MarbWPr. 1959, 6.
60 Amelung, DissPontAcc. 10, 1910, 203ff.

67 Robert, Hermes 46, 1911, 249ff.; Hermeneutik 72ff.

68 Frater Lamberto a. O.

69 Kerenyi a. O. 208 ff.

70 Plut. Thes. 20.

71 W. F. Otto, Dionysos (1933) 169 f.

72 In Wirklichkeit ein Blütenkranz, s. o. 141.

73 Plut. Thes. 20.

74 Eine 0p6cpo<; (sie!) steht auch bei der Ariadne auf der Francoisvase FR. I (1901)
Taf. 13.

75 Kerenyi, Die Mythologie der Griechen (1951) 262.

76 Amelung in: Heibig I3 83.
 
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