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Um 460 v. Chr. entstand dieses
melische Tonrelief mit der ältesten
bekannten Darstellung der Skylla,
aus deren Unterleib Hunde-
vorderkörper herauswachsen.

ren Polyphem-Darstellungen aussetzen, ist Skylla so gebildet, und sie
bleibt es bis in spätrömische Zeit und darüber hinaus. Die prägnanteste
literarische Beschreibung dieses Typus gibt Vergil in der Aeneis49, darin
nicht auf sein großes Vorbild Homer zurückgehend, sondern entweder
auf eine verlorene hellenistische Quelle oder eher noch auf ein bedeu-
tendes Kunstwerk, das sich ihm einprägte:

»Vorn von Menschengestalt, und schön von Busen die Jungfrau
bis an den Schoß; doch hinten ein grau'nvoll ringelndes Meertier,
welches Delphinschwänz' an den Bauch der Wölfe gefüget.«

So ist Skylla besonders eindrucksvoll schon auf einem griechischen Spie-
gelkasten aus getriebener Bronze gebildet, der aus Eretria stammen
soll50. In diesem um 275 v. Chr. zu datierenden Werk eines bedeuten-
den großgriechischen Toreuten ist die plastische Komposition schon
vorgebildet, die später in Sperlonga und in der Villa Hadriana verwirk-
licht werden sollte. Aus dem Unterleib dieser geflügelten Skylla brechen
drei Hundeköpfe hervor, ihr Ansatz ist durch einen Flossenschurz ver-
deckt. Nach hinten ringelt sich ein schuppiger Fischschwanz. Skylla mit
weiblichem Oberkörper schwingt in der erhobenen Rechten einen Stein
und hat mit der Linken einen nackten Griechen an den Haaren gepackt,
der in Todesangst und furchtbarem Schmerz den linken Arm mit geöff-
neter Handfläche und gespreizten Fingern steil nach oben reckt. Die
Hunde schnappen nach dem Opfer. Es geht den Künstlern darum, das
Entsetzen zu schildern, das Odysseus in diesem Augenblick erleben
muß, als die Schreienden die Arme nach ihm streckten in dem schreckli-
chen Verderben. »Das war das Jammervollste, das ich mit Augen gese-
hen habe unter allem, soviel ich ausgestanden, während ich nach Durch-
fahrten auf der Salzflut forschte.« So läßt der Dichter51 ihn bei der Er-
zählung dieses Abenteuers am Hofe des Alkinoos sagen.

In diesem Relief spiegelt sich ein Archetypus, dem man immer wieder
in der bildlichen Darstellung des Mythos begegnet. In einem tarentini-
schen Kalksteinrelief aus dem späten 4. Jahrhundert v. Chr. in Wien52
sind schon der Flossenschurz und drei darunter hervorkommende Hun-
deprotomen zu sehen.

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