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Es gelang, das gleiche Team von Tauchern zusammenzustellen, die
1969 die ersten Statuen lokalisiert und gehoben hatten. Mit ihnen sollte
nun die erste regelrechte Unterwasserausgrabung eines großen durch
Bradysismus 7 m unter dem Meeresspiegel abgesunkenen Architektur-
komplexes in der Geschichte der Archäologie durchgeführt werden,
wobei die Methoden angewendet wurden, die bei der Erforschung prähi-
storischer Siedlungen vor allem in Schweizer und italienischen Seen112,
bei topographischen Untersuchungen abgesunkener Küstenbebauung
von Städten und Hafenanlagen113 und bei den ersten von Nino Lambog-
lia durchgeführten unterwasserarchäologischen Vermessungen114 er-
probt worden waren. Eine Unterwasserausgrabung bringt neben man-
chen Nachteilen gegenüber der Ausgrabung an Land auch einige Vor-
teile115. Erstens ist das Material im Durchschnitt unter Wasser um die
Hälfte leichter, ebenso wie der Taucher selbst schwerelos über dem Aus-
grabungsgebiet schwebt. Das gestattet ihm bei klarem Wasser, das Aus-
grabungsgebiet gleichsam aus der Vogelperspektive zu betrachten, was
dem Ausgräber an Land nur mit Gerüsten möglich wäre.

Zweitens wird die Ausgrabung nicht mit Spitzhacke und Schaufel
durchgeführt, und die Ausgrabungsmasse wird nicht mit Körben oder
Förderbändern abtransportiert, sondern das Verschüttungsmaterial
wird mit einem Druckwasserstrahl schonend aufgelockert und durch
eine sogenannte Mammutpumpe abgesaugt. Das heißt, man führt in ein
Steigrohr von 20 oder 30 cm Durchmesser, das an zwei Ballons in schrä-
ger Lage im Wasser schwebt, von unten Druckluft ein, die dann nach
oben steigt und Wasser sowie das Ausgrabungsmaterial ansaugt und
durch einen Auffangkasten in ein feinmaschiges Netz fallen läßt, mit
dem es zur weiteren Durchsuchung an Bord des Schiffes gehievt werden
kann. Hier steht eine Schütte, auf der der Inhalt der Säcke ausgebreitet
und noch einmal sorgfältig auf archäologisch aussagefähige Funde
durchgesiebt werden kann. Fundmaterial, das vom Unterwasserausgrä-
ber bereits im Ausgrabungsgebiet gesichtet wird, legt er vorsichtig in
Gitterkörbe, oder es wird mit aufwendigeren Methoden gehoben und
geborgen: Zum Beispiel werden Statuen unter Wasser mit feinem Gerät
und mit den Händen freigelegt und mit leichtem Wasserdruck freige-
spült. Sodann werden sie unter Wasser auf eigens dafür vorbereitete
Schaumgummibetten gelegt, mit Ballons ebenfalls noch unter Wasser
zum Schiff gebracht, um schließlich vom Schiffskran gehoben zu werden.

Zunächst ging es darum, Ausmaße und genaue Form des Gebäude-
teils zu bestimmen, in dem die beiden Statuen standen. Es handelt sich
um einen Apsidensaal mit je vier Statuen-Nischen an den Längswänden
und zwei seitlichen Zugängen in den ersten Nischen rechts und links.

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