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Ähnlichkeit zu dem Relief mit der Blendung Polyphems in Catania nicht
entgehen. Der Riese liegt dort so auf einem Felsensitz hingestreckt, daß
man die Haltung der Beine unmittelbar mit der des Kolosses von Sper-
longa vergleichen kann. Vor allem wird durch diesen Vergleich ver-
ständlich, warum dessen rechter Unterschenkel auf der Höhe des Knö-
chels mit dem linken Oberschenkel durch eine Stütze verbunden ist. Der
rechte Fuß des Riesen war auf dem felsigen Untergrund höher aufge-
setzt, während das linke Bein, lang ausgestreckt, tiefer herabhing. Auch
die lockere, von Rausch und Schlaf gelöste Haltung der Arme erklärt
sich, wenn man das Relief zu Rate zieht. Der rechte Arm lag quer über
dem Leib; auf seiner Unterseite ist der Ansatz noch erhalten. Die Hand
hat sich geöffnet, der Becher, den Odysseus dem Riesen gereicht hatte,
ist ihr entfallen; der linke Arm hing schlaff über den Felsen herab. Aber
nicht nur der Riese, sondern noch manche andere Einzelheit des Reliefs
stimmt mit der Gruppe in Sperlonga in so erstaunlichem Maße überein,
daß man nicht umhin kann, das Relief für eine Nachbildung der Gruppe
zu halten.«

Inzwischen war zu erfahren, daß auch ein bedeutender norwegischer
Kollege, Professor Hans Peter L'Orange12s, sich mit den Skulpturen von
Sperlonga befasse, und so beschloß ich, ihm gleich von meinen Beobach-
tungen zu berichten. Ich zeigte ihm auch ein altes Foto des Reliefs von
Catania, auf dem nach meiner Vorstellung die ganze Gruppe mit der
Darstellung der Blendung Polyphems von einem antiken Bildhauer, der
noch Kenntnis von dem Original hatte, wiederholt worden war. Der Ge-
lehrte hörte aufmerksam zu, und durch seine Vermittlung erhielt ich
dann die Nummer des Svenska Dagbladet vom 3. 9. 1964, in der Gösta
Säflund die Entdeckung eines nicht im Museum von Sperlonga ausge-
stellten, sondern im Museumsmagazin aufbewahrten rechten Männer-
armes bekannt machte, der in der gleichen Weise wie der vom Rücken
gesehene Gefährte des Odysseus auf dem Relief von Catania ein Stück
des Pfahles umklammert, mit dem Polyphem geblendet wird.

Dieses Armfragment und eine alte Zeichnung des Reliefs von Cata-
nia, welche J. Houel 1784, also noch vor der Ergänzung desselben, ange-
fertigt hatte, waren in der Zeitung nebeneinander abgebildet, so daß so-
fort der Eindruck entstand, Gösta Säflund habe die gleichen Beobach-
tungen im Museum von Sperlonga gemacht und der in der vorhergehen-
den Nacht geschriebene Aufsatz sei überflüssig. In der weiteren Diskus-
sion mit Hans Peter L'Orange stellte sich aber heraus, daß es so einfach
nicht war.

Die Vorstellungen Gösta Säflunds und des Verfassers über das Ver-
hältnis des Reliefs von Catania zur Polyphem-Gruppe von Sperlonga

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