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den Flaschenzug, mit dem die gewaltige Masse der marmornen Poly-
phem-Figur an ihre Stelle gehoben wurde.

Offenbar war der 3,50 m messende Koloß aus einem enormen Mar-
morquader geschlagen worden, den man mit Hilfe von zwei vierkantigen
Hartholzstützen in der schrägen Lage aufgestellt hat, welche der
Schmiege des mit ausgestrecktem linkem und angezogenem rechtem
Bein auf seinem Felsensitz zurückgesunkenen Riesen entsprach. In dem
Konglomeratblock auf dem Podium sind nämlich die vierkantigen Hohl-
räume von zwei parallel aufgestellten schräg nach unten bis zur Auflage-
fläche des Podiums reichenden Holzpflöcken erhalten. Das organische
Material ist in der feuchten Höhle verrottet, aber der Abdruck der Holz-
oberfläche mit den dichten Jahresringen, die auf hartes Eibenholz
schließen lassen, sind noch zu erkennen. Die Mittellinie zwischen den
beiden Stützen gibt die Achse an, in der die Figur ausgestreckt war. Man
hat die Marmorfigur also mit beiden im Rücken steckenden Holzstützen
an Ort und Stelle transportiert und auf dem vorbereiteten Podium aufge-
stellt. Sodann hat man um die Holzpflöcke herum unter der Figur das
Felsenbett aufgemauert, auf dem sie zu ruhen scheint, während in
Wahrheit die festen und, solange die Höhle trocken gehalten wurde,
auch haltbaren Holzstützen die Figur an ihrer Stelle hielten.

Mit dem durch das Tonnengewicht der Marmorfigur noch beschwer-
ten Konglomeratblock war nun ein fester Halt gewonnen, an dem man
die Stützmauer für die Terrassenaufschüttung verankern konnte. Um
die Aufschüttungsmasse nach oben zu schaffen, bediente man sich einer-
seits der Rampe, über die man den hinteren Teil der Höhle erreichen
konnte. Andererseits legte man aber auch in der rechten Halbrundni-
sche der Stützmauer ein Treppchen an, über das man zur Mauer hinauf-
steigen konnte, um die Körbe mit der Auffüllmasse auszuleeren.

Sobald die Terrasse aufgeschüttet war, konnte man daran gehen,
auch die übrigen Figuren der Gruppe aufzustellen. Zuvor aber mußte
man vor die Stützmauer mit ihren Halbrundnischen, in deren rechter das
Arbeitstreppchen angelegt war, eine Blendmauer setzen. Diese ruht
nicht wie die Stützmauer auf dem gewachsenen Felsen, sondern auf dem
erst nachher errichteten bühnenartigen Podium, das durch unachtsame
Ausgrabung weitgehend abgetragen wurde. Die Blendmauer hängt da-
her jetzt über eine große Strecke in der Luft. Ihr unterer Rand gibt aber
das Niveau der Auflagefläche des Podiums an, auf dem nicht nur der lin-
ke, von einer brückenförmigen Stütze getragene Fuß Polyphems, son-
dern auf dem auch die drei Gefährten des Odysseus stehen. Dieser selbst
wurde, wie schon gesagt, oben auf der Blendmauer aufgestellt, und zwar
dort, wo diese Blendmauer an den Konglomeratsitz des Riesen stößt.

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