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Er zog sich, so oft er konnte, aus dem Treiben der Hauptstadt zurück
und verließ diese nach dem 19 n. Chr. erfolgten Tode seines Adoptiv-
sohnes Germanicus im Jahre 21 n. Chr. endgültig, um seinen ständigen
Wohnsitz nach Kampanien zu verlegen, wie Sueton204 berichtet.

In Kampanien, bei Nola, hatte schon Augustus eine Villa besessen, in
der er auch gestorben war. Da Sperlonga im südlichsten Teil von Latium
und nicht in Kampanien liegt, hat man bisher noch nicht die Frage ge-
stellt, ob der von Sueton erwähnte Wohnsitz in Kampanien nicht mögli-
cherweise das Praetorium von Sperlonga war. Solange die Bedeutung
der Villa von Sperlonga nicht bekannt war, hatte diese Frage auch kei-
nen Sinn. Angesichts der Größe und Pracht der Villa von Sperlonga wird
diese Frage aber aktuell. Denn es ist kaum anzunehmen, daß Tiberius
neben der Villa von Sperlonga eine noch großartigere als ständigen
Wohnsitz hätte ausbauen lassen können. Auch die nach den zwölf Göt-
tern benannten Villen auf Capri205, die Tiberius in den elf letzten Jahren
seiner Regierungszeit bewohnte, übertrafen die Ausstattung von Sper-
longa nicht. Das darf man nach der Entdeckung der Skulpturen in der
Blauen Grotte206 zuversichtlich behaupten. Gewiß ist die Villa Jovis als
Architekturkomplex bedeutender, aber gerade die Grottenvillen im Stil
von Sperlonga, wie die Grotta di Matromania207 oder die schon er-
wähnte Blaue Grotte selbst, reichen an die Pracht der Anlage von Sper-
longa nicht heran.

Es ist daher die Frage, ob man die Aussage des Sueton, Tiberius habe
sich seit 19 n. Chr. häufig und im Jahre 21 n. Chr. endgültig nach Kam-
panien zurückgezogen, auf die Goldwaage legen und ausschließen darf,
daß mit dem neuen Aufenthaltsort des Kaisers Sperlonga gemeint ist.
Für Sueton, der ja nicht Geograph war, lag Sperlonga so weit im Sü-
den208, daß man es nicht als unmöglichen Fehler ansehen darf, wenn er
Sperlonga nach Kampanien verlegt. Das Faktum, daß Sperlonga die
prächtigste bekannte Villa dieser Zeit war und aufs engste mit dem
Namen des Tiberius verbunden ist, wiegt ebenso schwer wie die ohne be-
sondere, und das heißt Genauigkeit heischende, Absicht gegebene Mit-
teilung, Tiberius habe sich schon nach fünfjähriger Regierungszeit zu-
nächst zeitweise, dann ganz nach Kampanien zurückgezogen. Bei dieser
abkürzenden Darstellung mag mitgewirkt haben, daß auch Capri, wo der
Kaiser die elf letzten Jahre seines Lebens verbrachte, in Kampanien lag.
Wenn die Villa von Sperlonga nicht der nach Sueton vermeintlich in
Stizstatue'del Kampanien gelegene Ort war, an den Tiberius sich in den ersten Jahren
Kaisers seiner Regierungszeit gerne zurückzog, dann wäre nämlich ein merk-

Vatikanischen würdiges und bedeutungsvolles Zusammentreffen kaum erklärlich, und
Museen. zwar die Tatsache, daß Tiberius sich ausgerechnet in dem Jahr 26

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