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Weise vorgewölbt ist. Nach dem Hinweis von Jägern und Hundehaltern
findet sich diese Bewegung bei Hunden, die einen Knochen hochwerfen
und in der Luft wieder auffangen. Es wäre demnach möglich, daß der
Hund in der Leibesmitte der Skylla einem Griechen ein Glied abgerissen
hat und damit in grauenerregender Weise wie mit einem Knochen spielt.
Etwas ähnliches ist jedenfalls bei der sogleich noch zu betrachtenden
Skylla am Tischfuß in Neapel dargestellt, die allem Anschein nach un-
mittelbar auf die Skylla-Gruppe in der Villa Hadriana zurückgeht.

Dem vierten Hundekopf, der sich stark nach seiner linken Seite dreht,
und auf dessen rechter Wange die rechte, den Kopf wegdrängende Hand
eines Griechen erhalten ist, muß ein auf dem Rücken nach links hinge-
streckter Torso zugewiesen werden. Diesen könnte der Hund, den er
fortzudrängen versucht, in den Bauch beißen, wo sich ein großer Bruch,
jedoch keine sicher festzustellenden Ansatzspuren befinden. Die Re-
konstruktion dieser Figur ist daher hypothetisch, wird aber durch den
Vergleich mit der schon erwähnten Tischfuß-Skylla in Neapel nahege-
legt.

Der vierte Gefährte hängt an Skyllas rechter Flanke in den Fängen
eines Hundes, der ihm in die linke Schulter beißt. Er ist durch ein Ober-
körperfragment in der Villa Hadriana und eine Hundeprotome im Vati-
kan sicher zu rekonstruieren.

Schließlich sind von einem fünften Gefährten, der von den Fisch-
schwänzen Skyllas umwunden ist, das linke in Spiralen umschlungene
Bein, der rechte in den Windungen des anderen Fischschwanzes hän-
gende Arm und die Fingerkuppen der linken Hand auf einem Fragment
vom Rücken des Fischschwanzes erhalten. Man kann daraus sein Motiv
in den Grundzügen erschließen. Er hängt in den Windungen der beiden
Schwänze, die sich um seinen rechten Arm und das linke Bein schlingen,
und greift mit der Linken nach dem gefährlichen Halt des Fischleibes.

Stück für Stück gewinnt so eine in kleine und kleinste Trümmer zer-
schlagene Komposition wieder Gestalt. Diese rekonstruierte Gestalt
darf zwar nicht mit dem Urbild verwechselt werden, sie kann aber doch
eine gewisse Vorstellung vom ursprünglichen Zusammenhang der Teile
zu entwickeln erlauben. Obgleich viele Bruchstücke verloren sind, war
es möglich, durch die Kombination der Reste beider offenbar weitge-
hend gleichgestaltigen Skylla-Gruppen und durch den Vergleich mit an-
deren Darstellungen, vor allem mit der plastischen Brunnengruppe in
Oxford, den meisten Fragmenten einen begründeten Platz anzuweisen.

Man sieht nun den muskulösen Oberkörper Skyllas aus dem Kranz
der Hunde und Fischschwänze aufragen. Die Hunde an den Flanken
recken den Vorderkörper nach oben, um ihre Opfer aus den Fluten zu

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