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Andreae, Bernard
Die Symbolik der Löwenjagd: [d. Vortrag wurde am 23. Mai 1984 in Düsseldorf gehalten] — Opladen, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.27674#0008
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Bernard Andreae

gering ist, so ist doch eine beachtliche Übereinstimmung mit dem Naturvorbild
festzustellen.

Von ungleich höherer Qualität als diese Wandmalereien ist das Fragment
eines stadtrömischen Löwenjagdsarkophages in einer Mailänder Privatsammlung
(Taf. 4)3 * * *. Aber hier ist die Naturnähe einer eigentümlichen, ohne das nach der
Natur modellierte Löwenbild jedoch auch nicht zu erklärenden Stilisierung
gewichen. Der Umriß des Löwenkopfes, der flockigen Mähne, des massigen Leibes
und der mächtigen Pranken stimmt mit den zoologischen Arteigentümlichkeiten
eines felis leo ziemlich genau überein, aber die Ausformung im Einzelnen ist durch
ein abstrahierendes, vom Naturvorbild wegführendes Kunstwollen bestimmt. Das
Gesicht des Löwen ist maskenhaft erstarrt, der Rachen ist unnatürlich weit, das
heißt drohend, aufgerissen, die Mähne ist von kunstvoll angeordneten Bohrrillen
durchfurcht, die einzelne, wie züngelnde Flammen gebildete Flocken voneinander
trennen. Fächerförmig geordnet sind auch die Haarbüschel an der Vorderpranke,
deren Sehnen mit feinen Rillen, Kerben und Hebungen herausmodelliert sind.

Das auch als Bruchstück noch eindrucksvolle Relief war ursprünglich Teil einer
größeren Komposition, welche die Front eines römischen Löwenjagdsarkophages
schmückte. Dies geht aus der Reliefform, dem Stil und den außer dem Löwen-
vorderteil noch ringsum am Bruchrand erhaltenen figürlichen Darstellungen ein-
deutig hervor.

Merkwürdig ist die außergewöhnliche Größe des Löwen, und zwar sowohl
absolut gesehen als auch im Verhältnis zu dem dargestellten Pferd, das nicht größer
ist als auf den anderen monumentalen Sarkophagen. Auf dem Rücken des Pferdes,
dessen Bug man über dem Löwen sieht, liegt eine Pantherfellschabracke. Der Pan-
therkopf ist in der Mitte durchteilt, und die beiden Hälften sind auf den Seiten des
Pferdehalses über dem Ansatz der im Sprung erhobenen Vorderbeine mit einem
Band festgehalten, das in einem Heraklesknoten auf der Brust des Pferdes ver-
schnürt ist. Das Ende des Bandes hängt, sich schlängelnd, herab und gleicht, auch
mit seinem runden Querschnitt und dem spitz zulaufenden Ende, einer Schlange.

Über dem Kopf des Löwen sieht man die Handwurzel vom linken Arm des Rei-
ters, der mit der Hand den Zügel des Pferdes umschloß. Der frei aus dem Marmor
herausgearbeitete Zügel wurde von einem Puntello am Rand des Halses oberhalb
des Knotens unterstützt. Da der Reiter den Zügel mit der Linken hielt, und zwar
nach Ausweis des Unterarmes, dessen Innenseite nach oben zeigt, in der Weise, daß
er den Zügel von unten umgreift, hatte er die rechte Hand noch frei. Auf vergleich-

3 D. Cianfalone, Un frammento di sarcofago con caccia al leone della collezione Torno, Rassegna di

studi del civico museo archeologico e del civico gabinetto numismatico di Milano 1981, fase.

XXVÜ-XXVIII, 31-35. Das Fragment hat die Inv. Nr. 233, L 0.55 H 0.85 größte T. 0.10 Relieftiefe

0.06,5.
 
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