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Andreae, Bernard
Die Symbolik der Löwenjagd: [d. Vortrag wurde am 23. Mai 1984 in Düsseldorf gehalten] — Opladen, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.27674#0016
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Bernard Andreae

ders starken Erlösungshoffnung, die als Grundstimmung das ganze Jahrhundert
durchzieht42.

Überwindung des Todes im Bild des Löwenkampfes ist vielmehr eine mit der
stoischen Lebensanschauung der Gesellschaftsschicht, aus der die Auftraggeber
dieser Prunksarkophage stammen, übereinstimmende Metaphorik, welche die
Unerschütterlichkeit des Toten zum Ausdruck bringen soll. Um deutlich zu
machen, daß der Löwe die Macht hat zu töten, wird (Taf. 19) gezeigt, daß er einen
Jagdbegleiter unter den Hufen des heransprengenden Pferdes niedergeworfen
hat43. Dieser Gestürzte ist zumindest typologisch von der Gestalt des vom Eber zu
Boden geworfenen und tödlich verletzten Adonis44 der mythologischen Jagdsarko-
phage (Taf. 18) abgeleitet, und man darf annehmen, daß mit dem Typus auch ein
Teil des Sinngehaltes übernommen wurde. Der Mythos von Adonis, der auf der
Eberjagd ums Leben kommt, aber von seiner Geliebten Venus in ein schöneres Jen-
seits entrückt wird, war als tröstendes Bild auf den römischen Sarkophagen beliebt
gewesen45. Schon der Venator, der sich im Jagdbild der rechten Seite seines Sarko-
phages (Taf. 16) wie Hippolytos hatte darstellen lassen, hatte für die Szene links, in
der er sich von Diana verabschiedet, um zur letzten Jagd aufzubrechen, den Typus
des Adonis beim Abschied von Venus (Taf. 15,2) gewählt46. In der Tat verschmilzt
die Typologie aller drei mythologischen Jagdsarkophage in den Löwenjagdsarko-
phagen zu einem einzigen, besonders symbolträchtigen Bild. Es ist nun nicht not-
wendig, die Entwicklung des auf solche Weise in den stadtrömischen Sarkophag-
werkstätten geschaffenen neuen Sarkophagtypus, wie ich sie im Sarkophag-
Corpus dargestellt habe47, in extenso zu verfolgen. Aufgrund der dort aufgestellten
Entwicklungsreihe kann man dem Mailänder Löwenfragment ziemlich genau
seinen historischen Ort anweisen. Er ist nach dem um 265 n. Chr. entstandenen
Reimser Sarkophag (Taf. 10.11)48, aber wohl noch kurz vor dem um 280 n. Chr. zu
datierenden Löwensarkophag Mattei I (Taf. 27)49 zu datieren.

Eines der bedeutendsten Meisterwerke der Sarkophag-Kunst dieser Zeit ist
der nur in Fragmenten erhaltene monumentale Jagdsarkophag in München
(Taf. 1.2.5.8-9)50, von dem ein weiteres Fragment in Chapel Hill (Taf. 3.6-7)51

42 B. Andreae, Studien zur römischen Grabkunst (1963) passim, bes. 162.

43 B. Andreae, Römische Kunst (1973, 19784) Abb. 580 Typus 12.

44 ASRI2, 25 Taf. 1,5.

45 Vgl. Anm. 35.

46 ASRI2, 19 Taf. 1, 1.4.

47 ASRI2, 17ff.

48 ASRI2, 46 ff. Kat. 75, Beilage C, Taf. 13,2; 15,4-9; 16,6-8; 17.

49 ASRI2, 59ff. Kat. 126, Beilage D, Taf. 23,2; 32.

50 ASRI2, 62 ff. Kat. 50, Taf. 33,3.9; 34; 35.

51 ASRI2, 62ff. Kat. 23, Taf. 35,2.
 
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