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Andreae, Bernard
Die Symbolik der Löwenjagd: [d. Vortrag wurde am 23. Mai 1984 in Düsseldorf gehalten] — Opladen, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.27674#0018
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16

Bernard Andreae

Pferdes erhalten ist. Dieses Fragment paßt Bruch auf Bruch an das aus amerikani-
schem Privatbesitz erworbene Mittelstück C in München (Taf. 2.6) an und ergänzt
den Sarkophag in bedeutender Weise. Das Pferd ist mit einer Pantherfellscha-
bracke gesattelt. Der Kopf des Panthers ist in der Mitte durchteilt und mit einem
doppelten Riemen, der auf dem Bug des Pferdes verknotet ist, zusammengebun-
den. Die Enden des Riemens laufen wie das Ende eines Schlangenleibes spitz zu.
Am unteren Riemen hängt ein Amulett, das, nach den Bruchresten zu urteilen, die
gleiche Glöckchenform zu haben scheint wie beim Pferd am linken Rand (Taf. 1).
An dem Pferdebruchstück sind auch die linke, den Zügel haltende Hand des Rei-
ters und sein Schwert mit Adlerkopfgriff erhalten. Der Ansatz auf Höhe der
Gürtung erweist sich als die Bruchstelle von der Schlaufe des Zügels und nicht als
Rest des Schwertknaufes, wie man55 früher annahm.

Über dem Kopf des Pferdes erkennt man die Falten eines hochflatternden Palu-
damentums und darinnen fast verborgen ein Stück vom Unterarm eines Mannes.
Vor dem Jagdherrn muß, wie auf vielen anderen Sarkophagen, ein Jagdbegleiter
hergeritten sein, der den Arm in anfeuernder Gebärde hochwarf und die Hand aus-
breitete. Unter dem Pferdekörper, hinter dem Ansatz des rechten, frei heraus-
gearbeiteten Pferdebeines ist ein halbrundes Fragment herausgebrochen. Dem
Umriß nach zu urteilen, dürfte es sich um den Kopf eines unter dem Jagdherrn nie-
dergestürzten Jagdbegleiters (Taf. 14 Typus 12) handeln, wie er seit dem Sarkophag
Borghese (Taf. 19)56 zum obligatorischen Figurenrepertoire dieser Sarkophage
gehört.

Erst das Fragment in Chapel Hill (Taf. 3.6-7) hat die Zusammengehörigkeit des
von einem anderen Vorbesitzer nachträglich erworbenen Mittelstücks zu den
Münchener Kastenfragmenten gesichert.

Es gestattet nun die Vermutung, daß zum gleichen oder zumindest zu einem
außerordentlich ähnlichen Sarkophag auch das Fragment in Mailand (Taf. 4)
gehört.

Da ich in einem früheren Fall57 bei der Einfügung eines nicht Bruch auf Bruch
anpassenden Fragmentes in einen fragmentierten Sarkophag eine bis heute noch
nicht entschiedene Diskussion ausgelöst habe58 * *, möchte ich betonen, daß es sich
auch in diesem Fall nicht 100%ig beweisen läßt, daß das Mailänder Fragment
(Taf. 4) zum selben Sarkophag gehörte wie die Fragmente in München (Taf. 1.2.5)

55 D. Ohly, Müjb 24, 1973, 240.

56 ASRI2, 24 ff. Kat. 8, Taf. 1,3; 4; 5.

57 B. Andreae u. a., Zusammenfügung der Fragmente eines Meleagersarkophags in Frankfurt und Kas-
sel, Jdl 87, 1972, 388-432.

58 Vgl. Fittschen, Der Meleager-Sarkophag (1975). - In der Museumsbeischrift der nach meinen

Angaben im Liebieghaus in Frankfurt zusammengefügten Fragmente aus Frankfurt und Kassel wird

deren Zusammengehörigkeit in Frage gestellt.
 
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