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Troja sich erneuert. Der Tod des Laokoon ist, wie
ein griechischer Kommentar3 erklärt, das Vorzei-
chen der Eroberung von Troja, das zum Urbild aller
zerstörten Städte werden sollte.
Als tragische Darstellung unverschuldeten mensch-
lichen Leides hat die Laokoon-Gruppe überzeitliche
Gültigkeit gewonnen. Gleichwohl bleibt das tiefste
Verständnis der Gruppe verschlossen, wenn man
Zeit und Ort des Entwurfs dieses Kunstwerkes
nicht bestimmen, wenn man die Stufen nicht aufzei-
gen kann, in denen sich dieses Meisterwerk bis zur
Vollendung entwickelt hat. Eine Kombination stili-
stischer Vergleiche mit neuen historischen Erkennt-
nissen auf der Grundlage jüngster archäologischer
Funde bietet nun die Möglichkeit dazu. Der Stil der
Marmorgruppe im Vatikan ist dem berühmten Al-
tar von Pergamon, der 1869 in der kleinasiatischen
Königsresidenz gefunden und im Berliner Perga-
mon-Museum wiederaufgestellt wurde, so nahe
verwandt, daß man aus methodischen Gründen
auch die Laokoon-Gruppe als ein Werk der glei-
chen Bildhauerschule ansehen müßte. Eine Schwie-
rigkeit für die Erkenntnis dieses Sachverhaltes bot
allerdings die Form, in der die Gruppe überliefert
ist.

Gemeint ist nicht nur die falsche Ergänzung des
hochgereckten rechten Armes, die nach der Auffin-
dung des antiken Armes im Jahre 1904 erst 1957
korrigiert werden konnte4. Noch hinderlicher war
die falsche Beurteilung der Marmorgruppe im Vati-
kan als ganze, die man bis zur kürzlichen Entdek-
kung weiterer Skulpturen aus der Laokoon-Werk-
statt in Sperlonga5 (Abb. 2, 11) für das Original
hielt. Dabei hatte der römische Admiral und Kunst-
schriftsteller Plinius (Naturalis Historia 36, 37)
schon angedeutet, daß die Laokoon-Gruppe, die er
zwischen 70 und 79 n. Chr. im Palast des Kaisers
Titus in Rom sah, eine Marmorkopie nach einem
Bronzeoriginal ist. Er erklärt, das Werk aus Mar-
mor sei allen in Malerei und Bronze vorzuziehen6.
Plinius kannte also auch Darstellungen der Lao-

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