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7 Kopfreplik des
Antisthenes-Porträts aus
der Villa Hadriana bei
Tivoli, Rom, Vatika-
nische Museen.
Römische Kopie des frü-
hesten bekannten, zu Be-
ginn des 2. Jahrhunderts
v. Chr. geschaffenen,
Werkes des Phyromachos.

8 Inschriftenblock mit
dem Namen des Phyro-
machos, Ostia, Museo
Nazionale.
Die Inschrift bezeugt, daß
Phyromachos das Bildnis
des Antisthenes
geschaffen hat.

höchsten Berge, die längsten Flüsse, die schönsten
Quellen, die größten Häfen, aber auch die berühm-
testen Maler und Bildhauer, die letzteren unterteilt
in Götterbildner und Menschenbildner. Es sind, wie
man nicht anders erwartet hätte, wenn auch in
merkwürdiger Reihenfolge, die Götterbildner Phi-
dias, Praxiteles und Skopas und die Menschenbild-
ner Myron, Lysipp und Polyklet; doch dann folgt
ein siebter Name: Phyromachos. Nun erfuhr man,
daß Phyromachos im Altertum nicht nur ein be-
kannter, sondern ein hochberühmter Künstler war,
offenbar der berühmteste Künstler des ganzen Hel-
lenismus. Doch, was nützte das? »Name ist Schall
und Rauch«, heißt es in Goethes »Faust«. Genügt
es denn zu wissen, daß im Altertum ein Mann zu
den höchsten Künstlern gerechnet wurde, wenn
nicht ein einziges seiner Werke überliefert ist? Ist
nicht der Ruhm eines anonymen Künstlers größer,
dessen Werk man bewundern kann?
Es ist ein Glücksfall der Kunstgeschichte, daß im
Jahre 1969 in Ostia jene Inschrift16 (Abb. 8) ent-
deckt wurde, die besagt, daß Phyromachos von
Athen das Bildnis des Philosophen Antisthenes ge-
schaffen hat (Abb. 7), von dem nicht weniger als elf
antike Wiederholungen bekannt sind. Damit bekam
man gleichsam den Zipfel des Schleiers über dem
Werk des Phyromachos in die Hand. Daß es nicht
einfach war, diesen Schleier fortzuziehen, weiß je-
der, der sich mit Meisterforschung befaßt hat. Am
Ende langwieriger Studien bot sich aber doch ein
eindrucksvolles Bild. Dieses soll hier nicht nur mit
großen Strichen nachgezeichnet, sondern das all-
mähliche Wiederauftauchen dieses Künstlers aus
der Vergangenheit soll bewußt gemacht werden,
weil von daher Licht auf die Kunst von Pergamon
fällt, so daß auch die Entstehungsgeschichte der
Laokoon-Gruppe in neuer Klarheit nachzuvollzie-
hen ist.

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