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Andreae, Bernard
"Am Birnbaum": Gärten und Parks im antiken Rom, in den Vesuvstädten und in Ostia — Mainz/​Rhein, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.15207#0041
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Vergleicht man diesen Pfau mit dem Pfau im großen
Oecus der gleichen Villa33, dann begreift man, was
die Irritation beim Betrachten dieser Bilder auslöst.
Während der Pfau, der im großen Oecus über den
mit allen Mitteln der Täuschung plastisch gemalten
Balken balanciert, genau der Natur abgemalt ist,
sowohl in den Farben als auch in der Stofflichkeit
seines Federkleides, ist der Pfau im neronischen
Trakt der Villa ein ungemein künstliches Gebilde.
Die metallische Silberfarbe des Vogels verfremdet
die Natur ebenso wie die Macchiaoli-Malerei der
Pfauenaugen. Dabei kann man keineswegs sagen,
das Tier sei unnatürlich. Es ist nur gerade soweit
verfremdet, daß man merkt, dies ist Kunst, die die
Natur steigern will. Es ist nicht mehr mimetische,
sondern autonome Kunst, die hier zur Bereicherung
des Lebensgefühls eingesetzt wird. Der Besitzer die-
ser Villa fügt sich nicht in die Natur der Dinge ein,
sondern er unterwirft sie sich, schafft seine eigene
Welt, vermischt Raum und Fläche, Licht und Schat-
ten zur Gewinnung eines nie zuvor geschauten Seh-
vergnügens. Rus in urbe ist hier nicht das eigentliche
Ziel, sondern die Schaffung eines mit den Elemen-
ten der Natur frei schaltenden Lebensraumes, der
aus der Natur ausgegrenzt ist, sie draußen läßt, aber
alles, was sie zu bieten vermag, in die eigengesetz-
lich gestaltete Kunstwelt hineinnimmt.

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