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Andreae, Bernard
"Am Birnbaum": Gärten und Parks im antiken Rom, in den Vesuvstädten und in Ostia — Mainz/​Rhein, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.15207#0163
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durch Pacuvius ins Lateinische übertragenen Tragö-
die auf die Bühne gebracht. Der den Römern auf
diese Weise bekannte Mythos schildert die Brüder
Amphion und Zethos in ähnlicher Art, wie Claudius
sich und seinen Bruder Germanicus gesehen wissen
wollte. Die um die Gestalt der Antiope-Antonia
erweiterte Kopie der Gruppe wendete sich deshalb
- nicht anders als das öffentlich zugängliche Origi-
nal - an die Öffentlichkeit. Diese war in den Cara-
callathermen, wohin das Volk von Rom täglich
strömte, ohne weiteres gegeben. Das gleiche dürfte
bei der ursprünglichen Aufstellung in einem kaiser-
lichen Park claudischer Zeit der Fall gewesen sein.
Denn Kaiser Claudius wollte sich nicht selbst seiner
Eigenart neben seinem Bruder Germanicus ver-
sichern, sondern er wollte aus politischem Kalkül
seine Umgebung und seine Untertanen wissen las-
sen, wie er sein Verhältnis zu seinem Bruder sah,
und er wollte durch das Bildwerk zeigen, wie dieses
Verhältnis gesehen werden sollte. Claudius war, wie
Amphion, kontemplativ veranlagt, während sein
Bruder, gleich Zethos, eine aktive Natur war; doch
an Kraft gaben sich beide nichts nach. Diese Bot-
schaft konnte das Volk nur erreichen, wenn es das
Bildwerk bewundern durfte. Der Park, in dem es
stand, muß also auf irgendeine Weise öffentlich zu-
gänglich gewesen sein.

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