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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0034

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Die Bildnisse des Seleukos I. und des Demetkios Poliorketes

mor, die auf uns gekommen ist. Eine ganze Reihe dieser Herrscher,
darunter so herausragende Persönlichkeiten wie eben Seleukos I.,
Demetrios Poliorketes, Pyrrhos, Nikomedes I. von Bithynien, Phil-
etairos, Eumenes IL, kennen wir nur von dort.

Seleukos I. (358/54-281 v. Chr), der mit etwa fünfzig Jahren 305/4
v. Chr. den Königstitel annahm, war ein Sohn des vornehmen Ma-
kedonen Antiochos und seiner Frau Laodike. Die Namen der Eltern
leben in der Dynastie der Seleukiden und in vielen Städtegründun-
gen fort, der frühesten und bedeutendsten davon in der Stadt am
Orontes.

Seleukos wurde im Verlauf der Diadochenkämpfe nach dem Tode
Alexanders des Grossen mächtig, an dessen Asienzug er teilgenom-
men hatte. 321 beteiligte er sich an der Ermordung des Reichsver-
wesers Perdikkas, wurde Satrap von Babylonien, kämpfte an der
Seite des Antigonos Monophtalmos gegen Eumenes von Kardia,
wechselte aber 316 den Herrn, indem er für drei Jahre Ptolemaios L
diente, bis er mit dessen Hilfe 312 nach Babylonien zurückkehren
konnte. Von hier aus baute er systematisch eine territoriale Herr-
schaft in Asien auf, die er bis zum Indus ausdehnte. Er trat den
Osten allerdings später an den Inder Sandrokottos (Candragupta)
ab. Den Höhepunkt seiner nunmehr stabilen Macht erreichte er 301,
als er gemeinsam mit Kassandros und Lysimachos den inzwischen
einundachtzigjährigen Antigonos Monophtalmos bei Ipsos schlug,
dessen Reich "wie ein Riesenleichnam" (Plutarch, Demetrios 30) un-
Seleukos I ter Sieger aufgeteilt wurde.

Neapel, Mus. Arch. Die Aufteilung des Alexanderreiches in das auf Dauer von den

305/4 v. Chr. Antigoniden beherrschte Stammland Makedonien im Norden, das

Ptolemäerreich in Ägypten und das Seleukidenreich im Osten führ-
te zu drei gleichgewichtig gewordenen Grossmächten in dem von
Alexander eroberten Raum der Ägäis und des angrenzenden Vor-
derasien und nordöstlichen Afrika. Der Begründer der in Vorderasi-
en herrschenden Dynastie war Seleukos I. Nikator. Er war es, der
die schon 306 gegründete Stadt Antigoneia nach dem Sieg von Ipsos
301 v. Chr. in Antiocheia umbenannte und damit seinen Vater ehrte,
der den bei den Seleukiden abwechselnd mit Seleukos immer wie-
derkehrenden Namen Antiochos trug.

Ein Bildnis dessen zu kennen, der entscheidend an der Entste-
hung der drei Grossmächte im Gleichgewicht mitgewirkt hatte, ist
ein grosser historischer Gewinn. Nach dem Alter des Dargestellten
zu urteilen, der das fünfzigste Jahr eben erreicht haben dürfte,
möchte man die Schöpfung des Originals in die Zeit der Annahme
des Königstitels durch Seleukos, also um 305/4, datieren. Das Dia-
dem im Haar Seleukos' I. deutet auf die Königswürde des Herr-
schers hin.

Gewiss ist es eine methodische Frage, ob man die Schöpfung hel-
lenistischer Königsporträts in die Zeit datieren darf, die das Alter

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