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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0041

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Die Bildnisse des Seleukos I. und des Demetrios Poliorketes

persönliche Tapferkeit und Ruhmsucht der aus makedonischem
Adel stammenden Anführer getragen wurde, hat deshalb trotz aller
tiefer Gegensätzlichkeiten doch eine innere Einheit, die in der hier
zu verfolgenden Kunstentwicklung anschaulich wird. Bei den we-
nigen fest datierten Kunstwerken, an denen diese verfolgt werden
kann, zeigt sich, dass die Kulturentwicklung nicht einfach an die po-
litische gekoppelt ist, sondern dort ihre Blüten treibt, wo die politi-
schen, soziologischen, religiösen und individuellen, das heisst von
ganz bestimmten Persönlichkeiten gesetzten Bedingungen zusam-
menkommen. Gewiss bringt jeder der genannten grossen Herr-
schaftsbereiche herausragende Kunstwerke hervor, aber von einer
gleichmässigen Verteilung auf Räume und Zeiten kann nicht die Re-
de sein. Gleichwohl ist das Gesamtbild nicht vollkommen verwir-
rend, sondern eine innere Logik der Antriebskräfte kann aufgezeigt
werden, bei der die alten Kunstzentren Athen, Sikyon, Rhodos eine
notwendige Rolle spielen. Ein Phänomen bleibt allerdings doch
schlechthin erstaunlich, nämlich die bedeutende Rolle, die dem aus
kleinsten Anfängen in der Diadochenzeit in den folgenden Genera-
tionen und besonders in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts
gross gewordenen Staat der Pergamener zukommen sollte. Damit
eilen wir aber der Entwicklung voraus und kehren deshalb zunächst
zu den unmittelbaren Nachfolgern Alexanders d. Grossen, den Dia-
dochen im eigentlichen Sinn des Wortes, zurück.

5. Das Bildnis Ptolemaios' I.

Ptolemttios 1.

305 v. Chr.

Ptolemaios (367/6-283/2 v. Chr), Sohn des Makedonen Lagos und
einer Verwandten des Herrscherhauses der Argeaden, war einer der Paris, Lauvre
engsten und getreuesten Gefolgsleute Alexanders und Hess sich
nach dessen Tod, ohne sich an den Diadochenkämpfen aktiv zu be-
teiligen, zum Satrapen von Ägypten ernennen. Hier an der Periphe-
rie baute er sich zielstrebig die Herrschaft eines später auch Phöni-
kien und Koilesyrien einschliessenden Territorialstaates auf, der sei-
nen allesamt Ptolemaios heissenden Nachkommen bis in die neun-
te Generation, dreihundert Jahre lang, gesichert blieb, bis der ange-
hende Kaiser Augustus das Land am Nil nach dem Tode der letzten
Ptolemäerin, Kleopatra VII., und der Beseitigung ihres Sohnes
Kaisarion als persönliche Provinz übernahm. Keine andere Dynastie
eines Diadochen hat so lange geherrscht. Der Beitrag insbesondere
der nach der Hauptstadt seines Reiches alexandrinische genannten
Kunst zur hellenistischen Plastik war von besonderer Eigenart,
wenn auch nicht von der gleichen Bedeutung wie die Geistes- und
Naturwissenschaften an dem in seinen letzten Lebensjahren von
Ptolemaios ins Leben gerufenen königlichen Museion. Die von
Alexander 332 v. Chr. gegründete und nach ihm benannte Stadt, wo-
 
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