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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0042

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Das Bildnis Ptolemaios' I.

Ptolcmaios l.
Kopenhagen,
Ni/ Carlsberg
Clyptotek.
305 v. Chr.

hin später auch sein Urne, die zunächst nach Memphis gebracht
worden war, überführt und wo endgültig sein Grab errichtet wurde,
spielte auf jeden Fall eine entscheidende Rolle bei der Umformung
ägyptischen Kulturgutes in hellenistischem Geist.

Ptolemaios war eine eindrucksvolle Persönlichkeit, aber, nach den
Bildnissen auf Münzen, geschnittenen Steinen und in Rundplastik
zu urteilen, nicht etwa im Sinne eines Demetrios Poliorketes ein
schöner Mann. Die Bildhauer gaben seinen Phänotypus in charakte-
ristischen Zügen ähnlich wieder wie die Münzen und die geschnit-
tenen Steine, so dass eine Identifizierung nicht schwerfällt.

Im Gegensatz zu Demetrios Poliorketes, der mit dreissig Jahren,
und zu Seleukos, der mit fünfzig Jahren den Königstitel annahm,
war Ptolemaios schon über sechzig, als er sein Bildnis auf Münzen
prägen Hess, und die Stempelschneider stellen ihn auch in diesem
Alter dar. Auch die beiden bekannten rundplastischen Bildnisse aus
Griechenland im Louvre zu Paris und aus Rom in Kopenhagen zei-
gen ihn nach der Anlegung des Königsdiadems. Alles an seinem Ge-
sicht war gross, zu gross, um im landläufigen Sinn schön zu sein.
Die Stirne hochgewölbt, die Brauenbögen weit und tief herabgezo-
gen, die Augen riesig, die Nase lang, die Wangen grossflächig. Die
Ohren sassen tief, der Mund war eingezogen, das fleischige Kinn
vorspringend. In Alexandria sollte sich eine besondere Art des Rea-
lismus in der Kunst entwickeln, die etwas mit der Physiognomie der
Herrscher zu tun hat. Nur bei den Ptolemäern gab es einen König,
der Physkon - der Fette - und einen, der Apion - der Magere - ge-
nannt und die auch so dargestellt wurden. Von dieser späteren Ent-
wicklung abgesehen, hat man aber in den Bildnissen Ptolemaios' I.
Werke vor sich, die stilistisch von der gleichen Art sind wie die be-
reits betrachteten Bildnisse des Seleukos I. und des Demetrios Poli-
orketes.

Ptolemaios und Demetrios Poliorketes waren in eine für die Ge-

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