Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0106

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Bildnisse der Attaliden Attalos I., Eumenes II. und Attalos II.

sehen Koroplasten des Machwerks, das ein so originelles Motiv
überliefert, für dessen Schöpfer halten? Wahrscheinlicher ist, dass er
es bei einem grösseren abgeschaut hat, denn sein Werk wirkt eher
wie eine Karikatur, bei der die Bewegungsmotive allein noch die
Genialität des Entwurfs ahnen lassen.

Diese Überlegungen genügen vielleicht nicht, die Skeptiker zu
überzeugen. Da man aber auch in der Form des Kopfes kaum je-
mand anderen als Antisthenes erkennen kann, der ebenso erregt
blickt, ist es erlaubt, die in der Terrakottastatuette aus Pompeji über-
lieferte Erfindung an das Ende der Reihe der Sitzstatuen von Intel-
lektuellen des dritten Jahrhunderts zu stellen. Sie setzt sich mit die-
sen auseinander, geht darüber hinaus und bietet ebenso wie der
Kopf des Antisthenes etwas völlig Neues.

23. Die Bildnisse der Attaliden Attalos I., Eumenes II.
und Attalos II.

Mit der Betrachtung des Antisthenes-Bildnisses von Phyromachos
im Anschluss an die Philosophenbildnisse des dritten Jahrhunderts
v. Chr. sind wir den Ereignissen vorausgeeilt. Wir müssen jetzt zur
chronologischen Reihenfolge zurückkehren und die zu Beginn des
neuen Jahrhunderts entstandenen, aus äusseren Gründen datierba-
ren Skulpturen aufsuchen.

Dies sind vor allem die Bildnisse von Herrschern, deren Regie-
rungszeiten bekannt sind. An erster Stelle zu nennen sind hier die
Attaliden von Pergamon.

Ein Bildnis des ersten Nachfolgers des Dynastiegründers Philet-
airos mit Namen Eumenes I. (263-241 v. Chr.) ist bisher nicht ent-
deckt worden. Bekannt ist hingegen in einem eindrucksvollen Mar-
morporträt aus Pergamon in Berlin das Aussehen Attalos' I., der 241
v. Chr. an die Regierung kam, die Gallier gegen 230 v. Chr. an den
Quellen des Kaikos besiegte und daraufhin den Königstitel an-
nahm. Attalos I. war der Auftraggeber des Grossen Galliermonu-
mentes aus den zwanziger Jahren des dritten Jahrhunderts v. Chr.,
von dem die jeweils nur in einer Kopie bekannten Skulpturengrup-
pe des Galliers und seines Weibes aus der Sammlung Ludovisi, jetzt
im Palazzo Altemps in Rom, und der Kapitolinische Sterbende Gal-
lier überliefert sind (S. 80-86).

Attalos I. regierte bis 197 v. Chr. Er war es, der die Freundschaft
mit den Römern begründete, die Pergamon gross machen, den Staat
aber auch in den schweren Gallierkrieg von 168-166 v. Chr. ver-
wickeln sollte, als ein Umschwung in den Verhältnissen eintrat.

Es ist nicht einfach, dem Bildnis in Berlin innerhalb der vierund-
vierzigjährigen Regierungszeit des Königs seinen Platz anzuweisen.
Das Porträt ist eine plastische Schöpfung hohen Ranges, aber es zeigt

Seite 102-103:
Attalos I.
Berlin, Staatl.
Mus., Antikens.
Um 200 v. Chr.

102
 
Annotationen