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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0108

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Die Bildnisse der Attaliden Attalos I., Eumenes II. und Attalos II.

einen gleichsam alterslosen Mann im Vollbesitz seiner Kräfte, nicht
den über siebzigjährigen Greis, den im Jahre 197 v. Chr. beim Eifer
der Rede in Theben, mit der er die Böoter von den redlichen Absich-
ten der Römer überzeugen wollte, vom Schlag getroffen wurde und
bald darauf starb. Das Bildnis ist aber stilistisch den in das frühe
zweite Jahrhundert v. Chr. zu datierenden Skulpturen so nah ver-
wandt, dass man es kaum noch ins dritte Jahrhundert wird datieren
dürfen, zumal es in der Stilentwicklung deutlich über die spätesten
Werke dieses Jahrhunderts hinausgeht. Am wahrscheinlichsten ist
deshalb die Annahme, dass es sich um eine posthume, idealisieren-
de Ehrung des grossen Königs handelt, des Gatten der Apollonis von
Kyzikos und des Vaters von vier Prinzen, von denen die beiden älte-
ren, Eumenes II. und Attalos IL, seine Nachfolger wurden. Die damit
aufgeworfene Frage lässt sich nur im Zusammenhang mit den sicher

nach 197 v. Chr. zu datierenden
Bildnissen der beiden letztge-
nannten klären.

Seit kurzem kennen wir erst
das Bildnis des Königs Eumenes
II. (197-159/8 v. Chr.). Nathalie
de Chaisemartin vom Cabinet
des Medailles der Nationalbi-
bliothek in Paris konnte es
durch Münzvergleich identifi-
zieren. Eine einzige Prägung,
die das Profilbild des Königs
zeigt, ist in zwei Exemplaren be-
kannt. Das eine, etwas verriebe-
ne Exemplar befindet sich im
Britischen Museum, das andere,
prägefrische im Cabinet des
Medailles der Nationalbiblio-
thek in Paris (S. 9). Das Münz-
bild ist einer Bronzebiiste aus
der Pisonenvilla in Herculanum, jetzt im Nationalmuseum von Nea-
pel, so ähnlich, dass man darin König Eumenes erkennen darf, zumal
wenn man die weiterführenden Entdeckungen und Bestätigungen be-
denkt. Das feingeschnittene Gesicht mit den kurzen Locken ist näm-
lich dem zuvor schon von Nikolaus Himmelmann mit Treffsicherheit
als Attalos II. benannten Bronzestandbild eines hellenistischen Herr-
schers im römischen Nationalmuseum brüderlich verwandt. Dadurch
werden beide Identifizierungen bestätigt. Nach dem Alter der Darge-
Seite 104-105- stellten zu urteilen, von denen der Jüngere noch den ersten Bartflaum

Eumenes 11 trägt, dürften die Bildnisse zum Regierungsantritt 197 v. Chr. geschaf-

Neapel, Mus. Naz. ren worden sein, als Eumenes II. knapp vierundzwanzig und sein Bru-
297 v. Chr. der Attalos noch keine dreiundzwanzig Jahre alt war.

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