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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0113

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Die Bildnisse der Attaliden Attalos L, Eumenes II. und Attalos II.

bis zu seinem Tode 159/8 nicht mehr als Freund der Römer angese-
hen. Denkbar wäre, dass die Römer seine Statue beiseite gestellt hät-
ten im Gegensatz zu der seines Bruders, der die traditionelle
Freundschaft zwischen den beiden Staaten nach dem Tode seines
Bruders wieder pflegte. Die Frage ist nun, wie sich die drei Bildnis-
se der Attaliden, die jüngst als Bildnisse der beiden Söhne erkann-
ten, nämlich der Young Commander in Neapel und der Thermen-
herrscher in Rom, und das Bildnis des Vaters in Berlin zueinander
verhalten.

Die Haare des Porträts von Attalos I. wurden nachträglich im Stil
des Hochbarocks überarbeitet, aber die plastische Formung des Ge-
sichtes ist derjenigen der Bildnisse seiner beiden zur Herrschaft ge-
langten Söhne sehr ähnlich. Die schon erwähnte, von Friedrich Hil-
ler beobachtete Gleichheit der Profile bei den Bildern des Vaters und
der beiden Söhne bezeugt eine enge, auch formale Verwandtschaft,
und die vollkommene stilistische Übereinstimmung der Haare beim
Bildniskopf des Eumenes in Neapel und beim Hellenistischen Herr-
scher in Rom lehren, dass der Auftrag zu diesen Werken an den glei-
chen Künstler erging, wahrscheinlich an Nikeratos, dessen Namen
durch die Inscriptiones sacrosanetae oetustatis (S. 112) mit dem Bildnis
des Königs Eumenes verbunden ist. Aufgrund der folgenden Kom-
binationen lässt sich dies noch erhärten und ein genaueres Bild von
der Künstlerpersönlichkeit des Nikeratos gewinnen. Er dürfte nach
allem auch der Schöpfer des Berliner Bildnisses gewesen sein.

24. Nikeratos: Das Bildnis des Königs Eumenes, die

Asklepios-Hygiea-Gruppe und die Palladionraubgruppe

Wie schon in der Einleitung S. 9 bemerkt, ist die Identifizierung des
Bildnisses Eumenes' II. unter anderem deshalb so wichtig, weil es
dadurch möglich erscheint, einer bedeutenden hellenistischen
Gruppenschöpfung, der Darstellung von Odysseus und Diomedes
beim Palladionraub, die in zahlreichen Nachbildungen und Nach-
klängen erhalten ist, ihren historischen Ort anzuweisen. Am besten
bekannt ist diese Gruppe durch die Fragmente einer Kopie in Sper-
longa, von der der Kopf des Diomedes und sein linker Arm, der das
Palladion trägt, sowie der Körper des Odysseus erhalten sind. Die
ganze Komposition der Zweifigurengruppe überliefert das Relief
eines kleinen Beinkastens aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts
n. Chr. in Athen, das auf der Insel Megiste (Castelloriso) gefunden
wurde. Vom Oberkörper des Odysseus sind zwei Repliken als
Fragmente im Römischen Nationalmuseum und im Palazzo Mattei
in Rom erhalten. Der bei allen Repliken verlorene Kopf des Odysseus
scheint in einer originalgrossen Reliefkopie der Zeit um 250 n. Chr. im
Stadtmuseum von Aachen kenntlich (S. 15).

Odysseus der
Palladionraub-
gruppe, Rom
Mus. Naz.
Palazzo Massimo
Um 190 v. Chr.

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