Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0152

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Pergamonaltar: Südfries

Löwengigant und
Aithcr,

Uranos und Themis
in Gigantenkampf

Löwengigant und
Aithcr

heuer, sowie Bro..., was man zu Bronteus, Donnerer, oder Bromos, Stin-
ker, ergänzen kann, einem bestimmten Friesteil, und zwar dem Südri-
saliten, zuweisen lassen. Es ist gleichwohl interessant, sich die Na-
men der Giganten näher anzuschauen, da sie von einem poetischen
Einfallsreichtum der Gelehrten zeugen, die am Entwurf des Gigan-
tenfrieses beteiligt waren. Besonders beliebt sind Namen, die die rohe
Gewalt bezeichnen, deren die Giganten sich bedienen: Einer heisst
Eurybias, der weit und breit Gewaltige, ein anderer einfach Sthenaros,
der Kräftige, oder Obrimos, der Starke. Styphelos ist ein Rauhbein,
Oclithaios ein Verdrossener. Bei manchen wird ihr unersättliches We-
sen bezeichnet, so bei Molodros, Fresser, Pharangeus, Verschlingender,
Charadreus, Zerreisser. Aber auch Ihre Abstammung von der Erde, Ge,
wird reflektiert, wenn einer den Namen Chthonios, der Erdgeborene,
trägt, andere Chthonophylos, der Erdentsprossene, Oudaios, der Unter-
irdische oder auch Erysichton, Erdaufreisser, heissen. Einer hat einen
gewöhnlichen Namen, Mimas, der als Gigantenname auch bei Apol-
lonios Rhodios 3, 1227 begegnet.

Bemerkenswert ist bei diesen Namen und bei der Darstellung am
Pergamonaltar, dass es zwar eine Fülle weiblicher Gottheiten gibt,
die mit gleicher Kraft und Leidenschaft gegen die Giganten kämp-
fen wie die männlichen Götter, dass aber kein einziger weiblicher
Gigant begegnet, sondern nur Söhne der Erde, der ihr griechischer
Name, Ge, im Reliefgrund beigeschrieben ist.

Bildhauerinschriften sind leider in wesentlich geringerer Zahl er-
halten. Zu lesen sind noch Theorretos an der Treppenseite des
Südrisalits, Dionysiades und Menekrates an dessen Frontseite und
Orestes am Nordfries. Als Herkunftsbezeichnungen begegnen
Athen und Pergamon. Da Menekrates als Bildhauer aus Rhodos in
der Mosella des Ausonios begegnet, hat man daraus auch die Her-
kunft von Steinmetzen des Altares aus Rhodos erschlossen.

Nach diesem Exkurs über die Inschriften am Altar wenden wir
uns wieder der Beschreibung der Kampfgruppen am Südfries zu.
Die vor allem wegen der Namensbeischrift des Giganten Maimaches
bedeutende, aber schlecht erhaltene Gruppe der Themis leitet wei-

148
 
Annotationen