Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0158

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Pergamonaltar: Südfries

Südrisalit,

Dionysos mit Satyrn,
Nysa mit Löwe im
Angriff

Auf der anderen Seite von Rhea sieht man - übereck - dass auch
der nach aussen bewegte grosse Löwe der Göttin Nysa mit dem
Löwen der Kybele als kompositioneil übergreifende Einheit gesehen
werden soll, die den Anschluss zur Westseite des Frieses an den Ri-
saliten garantiert.

In vergleichbarer Weise sieht man an der westlichen Frontseite des
Südrisalits auch die beiden von rechts und links ins Bildfeld stür-
menden Figuren der Nysa und des Dionysos als zusammenfassen-
des Kompositionselement. Besonders hingewiesen sei auf den von
keiner anderen Darstellung bekannten Einfall, dass der Gigant, den
der Löwe Nysas niedergeworfen hat, dem Tier die Zehen des linken
Fusses in die Weiche bohrt. Das zeigt das Bemühen des entwerfen-
den Meisters, nie gesehene Motive vor Augen zu führen. Das lag
auch wohl der Absicht zugrunde, Dionysos nicht allein auftreten zu
lassen, sondern von zwei kleinen Satyrn und einem Panther beglei-
tet. Sein Angriff bekommt dadurch eine grössere Wucht.

Dionysos musste auch deshalb hervorgehoben werden und er-
hielt seinen Platz an diesem Risaliten, auf den das Auge beim Betre-
ten der Altartreppe zuerst fällt, weil die Pergamener ihren entschei-
denden Sieg über die Gallier am Berge Tmolos im Jahre 166 v. Chr.
dem Eingreifen des Gottes Dionysos zuschrieben. Sie errichteten
ihm am Fuss des Berges einen Tempel, dessen Kult sie auch in die
Geburtsstadt des Gottes übertrugen, wie die in Theben erhalten
Weihinschrift des Tempels bezeugt.

Vergleicht man die beiden Risalitfronten miteinander, so sieht
man klar, dass sie als Pendants komponiert sind: Amphitrite ent-
spricht dem ins Bild stürmenden Dionysos, Triton dem Löwen Ny-
sas, wobei als besonderer Einfall zu werten ist, dass an der Stelle, wo
am Südrisaliten der Kopf des Löwen erscheint, auch am Nordrisalit
ein Löwenkopf begegnet; hier ist es allerdings nur der Skalp des

154
 
Annotationen