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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0184

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Die Skyllagruppe von Rhodos als Vorläufer des Grossen Altares von Pergamon

Die Stirnmuskulatur ist unregelmässig verschoben, die Nasenwur-
zel knorpelig, die Augenbrauen sind in der körperlichen Anstren-
gung, die dem Mann abverlangt wird, gekrümmt. Die Orbitalmus-
kel sind nicht übermässig geschwollen, die Fältchen in den Augen-
winkeln, die Tränensäcke und die Wangenmuskeln sind von anato-
mischer Genauigkeit, und auch der Schnurrbart, die geöffneten Lip-
pen, die die Zähne sichtbar machen, und der Bart sind realitätsge-
treu erfasst. Der Skyllameister erfindet Bewegungen, nicht Formen.
Diese findet er in der Natur vor.

Bei den Köpfen am Pergamonaltar sind alle Formen akzentuiert.
Die Protuberanzen der Stirn sind herausgetrieben, die Augen sind
eingetieft und übergross. Die Orbitalmuskel blähen sich, die Schlän-
gellinie der Brauen ist auf- und abschwellend, die Wangenfläche ist
verbreitert, der Schnurrbart ist üppiger, die Lippen sind voller, der
Bart ist nicht flockig, sondern zeigt Korkzieherlocken. Man erkennt
den gleichen Willen zur Kunst gegenüber dem Konterfei der Natur,

Steuermann aus
der Skyllagruppe
in Sperlonga
Um ISO v. Chr.

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