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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0188

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Phyromachos: Die Entdeckung des Barock

Kunst übertragen. In der Tat kann man zeigen, dass der Barock der
Neuzeit über Werke wie den Torso vom Belvedere, die Laokoon-
gruppe, den "Farnesischen Stier", die auf ein Gemälde des Phyro-
machos zurückgehenden römischen Schlachtsarkophage durch Mi-
chelangelo und die ultima maniera Raffaels aus der antiken Kunst
übernommen und besonders seit dem späten 16. und im 17. Jahr-
hundert in ganz Europa weiterentwickelt wurde.

Bisher aber war nicht genau bekannt, wie sich der als Barock be-
zeichnete Stil der genannten, in der frühen Neuzeit als anregende
Vorbilder verwendeten Werke entwickelt hat. Seit Jacob Burckhardt
neigte man dazu, den Barock als eine gleichsam notwendige Spät-
form der Kunstentwicklung überhaupt anzusehen, die damit einem
der Kunst innewohnenden Entwicklungsgesetz folgt. Es zeigt sich
jetzt, dass diese Entwicklung nicht ein Selbstläufer war, sondern dem
Kunstwollen einer individuellen Künstlerpersönlichkeit entsprun-
Torso vom Belvedere gen ist, für die allerdings die Leistungen seiner Vorgänger und Zeit-
Vatikan, genossen den Boden vorbereitet hatten. Die Kunst eines Damophon,

Sola delle Muse. eines Nikeratos und des Skyllameisters waren in ihren Bemühungen

2.-2. Jh. v. Chr. um jje Wiedergabe der Natur an einen Punkt gestossen, an dem Na-

tur und Kunst zusammenzufallen drohten. Bei der Skyllagruppe, die
darin am weitesten geht, war das nicht ohne weiteres zu sehen, weil
der dargestellte Gegenstand eines mythischen Monsters, das mit
Schiffen ihr grausames Spiel treibt, in der Natur nicht vorkommt.
Aber der sichere künstlerische Blick des Phyromachos hat es erkannt
und die Konsequenz daraus gezogen. Für ihn lagen knilos und mc-
gethos, Schönheit und Grösse, die aus einem realistischen Bildwerk
erst ein Kunstwerk machen, nicht im Inhalt, sondern in der Form.

Das dürfte die wichtigste neue Entdeckung zum Pergamonaltar
sein.

32. Eisigonos, Phyromachos, Stratonikos, Antigonos:
Das Attalische Weihgeschenk von der Südmauer
der Akropolis zu Athen

Flures artifices, mehrere Künstler stellten die Gallierkämpfe des At-
talos und Eumenes dar, so schreibt Plinius (nat. 34, 84). Die Knapp-
heit dieser Aussage und die Reihenfolge der Namen, Attalos an er-
ster und Eumenes an zweiter Stelle, gab zu einem grundsäzlichen
Missverständnis Anlass. Wenn man den Zusammenhang nicht
kennt, ist man geneigt, den Satz so zu verstehen, als ob im Verlauf
der Regierungszeiten eines Attalos, und das kann dann nur der er-

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Die zehn
erhaltenen

Kopien des ste dieses Namens sein, und eines Eumenes, demgemäss der zwei-

Attalischen te' zu verschiedenen Zeiten Kämpfe gegen die Galater geführt wur-

Weihgeschenks. den, die die genannten vier Künstler ebenfalls zu verschiedenen

Nach 166 v. Chr. Zeiten in Siegesmonumenten der Pergamener verherrlicht haben.

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