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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0204
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Apollonios und Tauriskos von Tralleis: Die Dirkegruppe

Flavius Josephus schreibt darüber Qüdische Altertümer 19,3/2):
"Die Soldaten wollten Claudius sehen und ihn aus Anhänglichkeit
an Germanicus zum Caesar ausrufen. Er war nämlich der Bruder
dieses Helden, dessen gewaltiger Ruhm auf alle Mitglieder der Fa-
milie seinen Abglanz warf." Und Sueton (Claudius 10) berichtet:
"Nach seiner Erhebung zum Kaiser war Claudius daran gelegen,
seine Sohnesliebe zu bezeugen. Seine Mutter erhielt den Ehrenna-
men Augusta, den sie zu ihren Lebzeiten abgelehnt hatte. Das An-
denken an seinen Bruder wurde bei jeder Gelegenheit gefeiert.
Selbst Marcus Antonius ging nicht ohne Ehren und dankbare Er-
wähnung aus; Claudius erklärte nämlich einmal in einem Edikt, er
bitte um so dringender, dass der Geburtstag seines Vaters Drusus
festlich begangen werde, da auf den gleichen Tag auch der Geburts-
tag seines Grossvaters Antonius falle."

Staatsrelief der Familü
des Kaisers Claudius,
Ravenna, Mus. Nnz.
Um 50 n. Chr.

Diese Aussagen der Historiker sind für das Verständnis der clau-
dischen Kopie des hellenistischen Bildwerkes bedeutungsvoll, des-
sen Replik Marcus Antonius, der Grossvater des Claudius, im Reli-
ef seines Brustpanzers darstellen Hess. Es zeigt zwei Brüder, die sich
in ähnlicher Weise unterschieden wie Germanicus und Claudius
und die hier durch die Darstellung der mythischen Mutter im hi-
storischen Gewand einer römischen Augusta einen deutlichen Hin-
weis darauf gaben, wen man sich unter den Gestalten der Antiope,
des Amphion und des Zethos vorstellen sollte.

Germanicus war ein aktiver Soldat und Feldherr, Claudius ein
kontemplativer Gelehrter und Historiker der etruskischen Ge-
schichte und Religion, der mehrere Bücher verfasst hatte und sich in

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