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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0215

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Damokrates: Athena und Nike von Hierapytna

245 v. Chr.

Die bestimmte Datie-
rung der Athena aus dem
kretischen, also nicht als
zentral zu bezeichnenden
Hierapytna, ins Jahr 145 v.
Chr. ist in dem Streit zwi-
schen den Anhängern des
Barock und den Klassizi-
sten auf jeden Fall ein
wichtiger Anhaltspunkt.
Man fragt sich, woran sti-
listisch zu erkennen ist,
dass dieses Werk zwei
Generationen später ent-
standen ist als das Werk
des Damophon von Mes-

sene, dessen Wirken man "^^^l^^^^KBt AMcna des

vor dem kürzlichen Be- flHHr Damokrates,

kanntwerden der richti- SSF VenedigJAus. Ardu

gen Zeitstellung im aus-
gehenden dritten Jahrhundert v. Chr. für etwa zeitgleich mit dem
des Damokrates hielt. Auch der Unterschied zu der anderthalb Ge-
nerationen später geschaffenen Fortuna huiusce diei von 101 v. Chr.
(S. 234) wäre zu charakterisieren. Muss der Historiker jetzt als Herr
der Geschichte agieren und das entscheidende Urteil fällen?

Wenn man den Kopf der Artemis oder der Demeter aus Lykosura
von 217 oder 213 v. Chr., den Kopf der Athena von 145 v. Chr. und
den der Fortuna in Rom von 101 v. Chr. in dieser Reihenfolge mit-
einander vergleicht, muss man sich eingestehen, dass hier, an drei
weit auseinander liegenden Orten ein ziemlich ähnlicher Stil von
grossem Beharrungsvermögen anzutreffen ist. Man müsste wohl
mehr Werke aus diesen drei jeweils wenigstens durch die Zeit eines
ganzen Menschenlebens voneinander entfernten Epochen heranzie-
hen, um deren Stil im einzelnen definieren zu können. Ist das feine
Sentiment, das den Mund der Athena des Damokrates umspielt, ein
Zeichen der mittleren Epoche, die kraftvolle Grossflächigkeit ein
solches der Zeit des Damophon und die Entleerung und Erstarrung
bei der Fortuna eines der Spätzeit des Hellenismus?

Aus der ersten Epoche kennt man eine ganze Reihe von Werken,
welche die gleiche Grossheit, fast möchte man sagen, unbekümmer-
te Grossheit zeigen. Hervorgehoben seien hier die Köpfe des Sera-
pis, des Ptolemaios IV. und Arsinoes III. von 218/217 v. Chr., über
die wir kurz im Zusammenhang mit der Kunst des Damophon ge-
sprochen haben (S. 91).

In die Epoche des Damokrates ist, wenn auch nicht aufs Jahr
genau, das Bildnis des Karneades (ca. 214-129 v. Chr.) - interessan-

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