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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0216
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Damokrates: Athena und Nike von Hierapytna

terweise des retrospektiven
Begründers der 3. Akademie in
Athen - zu datieren. Man
kennt es vom Abguss einer
verschollenen römischen Ko-
pie, die sich in Ravenna be-
fand. Es verhält sich zum Bild-
nis des Chrysipp von 204 v.
Chr. ähnlich wie die Athena
von Hierapytna zu den Frau-
enköpfen des Damophon von
Messene. Bemerkt werden
muss, dass an diesen beiden
Werken des mittleren zweiten
Jahrhunderts, der Athena des
Damokrates von 145 v. Chr.
und dem Bildnis des vielleicht
siebzigjährigen und demnach
in die gleiche Zeit zu datieren-
den Karneades, die Neuerun-
gen eines Phyromachos aus
der vorhergehenden Generati-
on, wie sie sich im Bildnis des
Antisthenes und in den Skulp-
turen von Pergamon zeigen,

mehr oder weniger spurlos
Nike des Uamokiaii^. lür WiiU sT"1 *||^H .

Venedig M„*. Mch. W vorübergegangen sind.

Uml45v.Chr g'--. '"'ifsSä^B Das kann kunstgeschichtlich

nicht bedeuten, dass diese -
und das heisst der pergamenische Barock - ins Abseits geführt hät-
ten, sondern es lehrt, dass es verschiedene Geschmacksrichtungen
gab, wie man sie in der Literaturgeschichte mit den Begriffen 'atti-
zistisch' und 'asianisch' längst auseinandergehalten hat. In der
Kunst war die zukunftsträchtige die barocke, nennen wir sie die
asianische, auch wenn sie von einem aus Athen stammenden Mei-
ster, Phyromachos, massgeblich bestimmt wurde. Aber die beharrli-
che war die klassizistische, auf jeden Fall in Athen beheimatete, die
aber vielerorts - und darunter auch in Hierapytna auf Kreta - be-
vorzugt wurde. Die entscheidende Auseinandersetzung fand, wie
nicht anders zu erwarten, in der Metropole statt. Die anderen fol-
gen. Das lehrt in nachdrücklicher Weise das Werk des Damokrates
im peripheren Kreta von 145 v. Chr. Es entstand ein Jahrzehnt nach
der Vollendung des Grossen Altares in Pergamon, das auch an der
Peripherie lag, aber das Szepter der Kunst, das Athen zu schwingen
gewohnt war, an sich gerissen hatte.
Man kann die hier angebahnten Erkenntnisse auch bei der Be-

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