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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0244

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Herakles, Telephos und König Mithridates VI. von Pontos

Herakles und Telephos
ans der Gruppe
Seite 236
88-85 v. Chr.

gestimmt; im Entscheiden ein Feldherr, im Handeln ein Soldat; im
Hass auf die Römer ein Hannibal." Vierzig Jahre lang, von 103-63
v. Chr. hielt er die Römer in Atem, eroberte Anatolien und Athen von
ihnen zurück, Hess 89 v. Chr. in einer Nacht 80000 italische Steuer-
eintreiber in Kleinasien ermorden und errichtete 88 v. Chr. die Resi-
denz seines Reiches, das die östliche Welthälfte umfasste, in Perga-
mon. Er rief die grössten römischen Feldherrn, Sulla, Lucullus und
Pompeius Magnus, auf den Plan und führte mit ihnen drei blutige
Kriege, bis er 63 v. Chr. endgültig besiegt und auf der Halbinsel
Krim, im Norden seines immer noch das Schwarzmeergebiet umfas-
senden Herrschaftsbereiches in den Selbstmord getrieben wurde.

Die Statue des Herakles mit dem kleinen Telephos-Knaben auf
dem Arm, der trotz seiner Kindlichkeit die Gesichtszüge und das
Lockenhaupt des Königs Mithridates trägt, hatte nur in Pergamon
einen Sinn. Wer sie dort sah, dachte sofort daran, dass Telephos der
mythische Urkönig dieser Stadt war. Doch während er sich darüber
wunderte, dass Herakles hier daherkam wie die Göttin des Friedens
in Athen mit dem Reichtum auf dem Arm und wie der Götterbote
mit dem kleinen Dionysos-Knaben in Olympia, da drängte sich dem
Betrachter auch schon wie von selbst die Erklärung auf: Denn die-
ses Kind, das den Urkönig von Pergamon, Telephos, darstellen soll-
te, trägt die Züge des regierenden Königs, Mithridates.

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