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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0254

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Kleopatra

Berlin, Staatl. Mus.
Antikensammlung.
Posthum 30-11 v. Chr.

Kleopatra VII. nicht weniger eindrucksvoll zur Geltung bringt als die veristischen

(69-30 v. Chr.) Römerköpfe aus dieser Zeit. So wie diese die Eigenarten der Ge-

n/s Dreiundzwanzig- ., , . v j. . j. .j n rr-

.... . * sichter genau verzeichnen und sich die individuellen Zuge dieser

jähr ige ° °

wie Seite 247-248 eindrucksvollen, machtbewussten, nicht selten egozentrischen Ari-
stokraten zunutze machten, so legte der Schöpfer der Kleopatra
Kleopatra VII. vom Esquilin die ganze Wirkung seines Werkes in die genaue Dar-

stellung einer entkleideten jungen Frau. Da zur gleichen Zeit Künst-
ler wie die Pasiteles-Schüler Stephanos und Menelaos auf Elemente
des griechischen Strengen Stils zurückgreifen, hat man immer wie-
der behauptet, auch in der Statue vom Esquilin seien Züge des
Strengen Stils wirksam. Man denkt dabei an Köpfe wie die der trau-
ernden Penelope, der sogenannten Aspasia oder der Demeter von
Cherchell. Auch die nackte Flötenspielerin vom Ludovisischen
Thron im römischen Nationalmuseum kann zum Vergleich heran-
gezogen werden. Da es nackte stehende Frauenstatuen des Strengen
Stils nicht gibt, verweist man auf Jünglingsstatuen, wie sie als Vor-
bild des von dem Pasitelesschüler Stephanos signierten Athleten in
der Villa Albani dienten. Ein genauer Vergleich zeigt, wie äusserlich
die Ähnlichkeiten sind. Als Kunstwerk ist die Kleopatra eine Schöp-
fung ihrer Zeit, die das schon von Xenokrates zu Beginn der helle-
nistischen Zeit erkannte Problem des Realismus in der Kunst da-
durch löste, dass es sich die Reize des Schönen von der lebendigen
Kleopatra und die Erhabenheit vom Strengen Stil lieh. Die nackte
Kleopatra vertritt die plastische Kunst einer ganzen Epoche.

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