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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0264

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Rückblick

Epikur. Neu' York,
Metr. Mus. Seite 66
Um 270 v. Chr.

Chrysippos Seite 95
Um 205 V. Chr.

Hand. Doch auch diese werden ausgelaugt, und man muss sich im-
mer wieder durch Rückgriffe auf Altbewährtes retten oder einem
nüchternen Realismus, ja sogar Verismus die Oberhand lassen, der
schliesslich so kraftlos wird wie das griechische Gemeinwesen als
politische Grösse. Die historischen Umschwünge führen schliesslich
dazu, dass der Kunst ganz neue Ziele gesteckt werden. Doch was
die hellenistische Plastik an formalen Erfahrungswerten errungen,
was sie in lebendig entwickelter Form geprägt hatte, sollte aus der
Welt nicht mehr fortzudenken sein und in den barocken Phasen der
Kunstgeschichte immer wieder hervortreten.

43. Ergebnis: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter
hellenistischer Plastik

Im Vorwort wurde darauf hingewiesen, dass zwar über zwanzig
hellenistische Bildhauer mit Namen überliefert sind, von denen
auch Werke, sei es im Original oder in römischen Kopien nicht nur
erhalten blieben, sondern auch als solche erkannt wurden, dass hin-
gegen die Auftraggeber gewöhnlich nur aus dem Ort und der Zeit
der Ausführung einer Skulptur erschlossen werden können.

Ausser der Privatstiftung der Kleopatra (S. 231) gibt es bei den
hier behandelten Kunstwerken nur eines, bei dem der Auftraggeber
sich selbst in der Weihinschrift nennt: Eumenes II. am Pergamonal-
tar. Es ist das bei weitem grösste aller hier zu erwähnenden Werke,
und Eumenes nennt nicht nur seinen Namen als Stifter, sondern
auch den seiner Eltern, und er führt darüber hinaus auch den Grund
seiner Dankbarkeit gegenüber der Gottheit an, der er den Altar wid-
met. Es sind die agathd, die ihm die Götter erwiesen haben, und wir
glaubten diese Wohltaten präzise benennen zu können. Wenn nicht
alles täuscht, waren darunter die Errettung aus dem Attentat von
Delphi 172 v. Chr. und der unverhoffte Rückzug der Feinde beim
Überraschungsangriff in einer örtlich und zeitlich nicht genauer
definierten Gefahrensituation im Krieg gegen die Gallier 168-166
v. Chr. Dass der ganze Altar ein Siegesmonument nach dieser Aus-
einandersetzung auf Leben und Tod mit den barbarischen Einwan-
derern aus dem Norden war, lässt sich nur aus der Zeitstellung des
Bauwerks und aus der Darstellung des Kampfes der Götter gegen
die Titanen erschliessen. Diese können mit den Galliern gleichge-
setzt werden, weil die hühnenhaften Krieger ihre Haare mit Titanos,
das heisst mit Gips einrieben und hochbürsteten, um noch furcht-
barer zu erscheinen.

Als Auftraggeber auch heute noch bekannter Werke hellenisti-
scher Plastik werden Seleukos I. bei der Tyche des Eutychides, die
Republik Rhodos beim Koloss des Chares von Lindos, der Dichter
Thrasykles bei der Dionysosstatue vom Choregischen Denkmal an

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