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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0265

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Ergebnis: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik

der Tripodenstrasse zu Athen, König Nikomedes L von Bithynien
bei der Aphrodite des Doidalsas, der Admiral Dionysiades beim al-
lerdings nicht erhaltenen Skirtos des Thoinias, Attalos II. beim Gal-
lierdenkmal von der Akropolis zu Athen in verschiedenartigen
Quellen genannt. Man kann diese Quellen unter die Rubrik Nach-
richten von "Betrachtern" subsumieren. Bemerkenswert ist, dass in
dieser kleinen Zahl expressis Bertis genannter Auftraggeber, sowohl
Herrscher als auch ein republikanisches Gemeinwesen, ein Dichter
als Privatperson, ein Admiral als Funktionsträger begegnen.

Damit ist ein repräsentativer Ausschnitt der Gesellschaft vertre-
ten. Man darf davon ausgehen, dass jedermann Auftraggeber helle-
nistischer Bildhauer sein konnte, aber nicht für jede Art von Bild-
werk. Es gab zweifellos Bildwerke hellenistischer Plastik, die nur in
einem offiziellen Auftrag verfertigt und aufgestellt werden konnten,
weil sie zu gross und zu kostspielig waren und an öffentlichen Plät-
zen aufgestellt werden mussten. Die meisten hier behandelten Wer-
ke gehören in diese Kategorie.

Als offizielle Auftraggeber kamen bei der relativen Seltenheit de-
mokratisch regierter staatlicher Gemeinwesen in allererster Linie
Könige und Herrscher in Frage. Die Bildnisse dieser Persönlichkei-
ten dürften in ihrem eigenen Auftrag verfertigt worden sein. Dies
betrifft im vorliegenden Buch die Bildnisse der Diadochen, Seleukos
I., Demetrios Poliorketes und Ptolemaios L sowie die Bildnisse der
Epigonen Philetairos, Ptolemaios II., Nikomedes I., und die Bildnis-
se der Attaliden. Die Bildnisse der Scipionen scheint ihr Adoptiv-
sohn Scipio Aemilianus in Auftrag gegeben zu haben. Auf die Be-
handlung aller benennbarer Herrscherbildnisse der Zeit - es sind
nicht wenige - wurde hier verzichtet, weil dieses komplexe Thema
sinnvoller im Zusammenhang der Bildniskunst als der plastischen
Kunst allgemein abgehandelt wird und weil auf diesem Spezialge-
biet auch schon ausreichende Untersuchungen existieren. Deswe-
gen werden in dieser Schrift nur einige jüngerhellenistische Herr-
scherbildnisse wie das Mithridates' VI. von Pontos ausführlicher be-
handelt, das ebenfalls in dessen eigenem Auftrag entstanden sein
dürfte.

Interessanter ist die Frage, in wessen Auftrag die datierbaren er-
haltenen Bildnisse von Geistesgrössen wie Dichtern, Rhetoren und
Philosophen geschaffen wurden. Die Bildnisstatue des Komödien-
dichters Menander hat die Stadt Athen aufstellen lassen, ebenso wie
diejenige des Redners Demosthenes, wobei man in diesem Fall die
Prozedur der Erteilung eines Auftrags zur Schaffung einer Bildnis-
statue an den Künstler Polyeuktos aufgrund einer Analogie zu ken-
nen glaubt. Der Vorgang ist besonders aufschlussreich, weil als Auf-
traggeber eine demokratisch gewählte, städtische Kommission fun-
gierte, die aus mehreren Mitgliedern bestand und sich auf Antrag
eines von ihnen durch Abstimmung über die Form der Statue, die

Attalos 1. Seile 102
Um 200 v. Chr.

Eumenes //. Seite 104
197 v. Chr.

PaUadion Seite 110
Um 190 V. Chr.

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