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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0266

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Ergebnis: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik

Galliergruppe
Seite 80

230-220 v. Chr.

Nike von Samothrdke

Seite 113

Um 190 v. Chr.

262

man in Auftrag geben sollte, und über den zu beauftragenden
Künstler einigen musste.

Bei dem Bildnis des Philosophen Epikur nimmt man an, dass es
die Schüler waren, die ihm ein Denkmal setzen wollten, während
bei Zenon ein ungemein interessantes Dekret des makedonischen
Königs Antigonos Gonatas bekannt ist. Er verlangt, dem Philoso-
phen, "der sich als Lehrer der Philosophie hervorgetan und die Ju-
gend durch seine Mahnungen unausgesetzt für Tugend und Mass
zu gewinnen suchte, wobei er seinen eigenen Lebenswandel als Bei-
spiel darbot, ... einen goldenen Kranz zu verleihen und ihm auf
Staatskosten ein Grabmal im Kerameikos zu errichten". Hier ist
zwar nicht von einem Porträt die Rede, aber die Ehrungen, die Ze-
non "in Anerkennung seiner Tugend und Besonnenheit" zuteil wur-
den, haben einen ähnlichen Charakter wie die ehrenvolle öffentliche
Aufstellung eines Bildnisses, welches auf das Wirken der herausra-
genden Persönlichkeit hinweisen soll.

Bei den anderen hier behandelten Statuen von Dichtern und Phi-
losophen, nämlich Poseidippos, Chrysippos, Antisthenes, Karnea-
des und Poseidonios, ist eine vergleichbare Auftragserteilung nicht
bekannt. Besonders gerne wüsste man bei dem erst mehr als an-
derthalb Jahrhunderte nach seinem Tode geschaffenen Bildnis des
Antisthenes, von wem und warum es bestellt wurde, doch kennt
man hier nur den Namen des Schöpfers und ist, was den Auftrag-
geber und sein Motiv angeht, auf pure Vermutungen angewiesen.
Auch bei anderen Bildnissen von Geistesgrössen hellenistischer Zeit
ist die Überlieferungslage nicht besser. Man kann hier wahlweise an
einen Herrscher in der Rolle des Maecenas, an eine Stadt oder eine
Schule denken, doch das hilft bei dem hier verfolgten Gedanken-
gang nicht weiter.

Bedeutungsvoller ist, sich klarzumachen, dass die Herrscher sich
im Zusammenhang mit dem ihnen als göttlichen Wesen zu erwei-
senden Kult als Auftrageber hellenistischer Skulpturen betätigt ha-
ben. Als Beispiel sei der Diadoche Lysimachos genannt, der wahr-
scheinlich das Mausoleum von Belevi bei Ephesos in Auftrag gege-
ben und sich damit in eine Reihe mit dem grossen karischen König
Maussolos gestellt hat, der diesem Grabmaltypus den Namen ver-
lieh. Da die Frage, ob das Mausoleum wirklich für Lysimachos be-
stimmt war, aber noch nicht endgültig entschieden ist, haben wir
hier darauf verzichtet, es für die Stilgeschichte heranzuziehen. Etwas
anderes ist es mit den Grabwächtern, die den Sarkophag des Se-
leukiden Antiochos' II. Theos bewachen sollten und die der König
selbst bei einer Bildhauerwerkstatt bestellt haben muss, als er das
weitgehend fertiggestellte Mausoleum um die Mitte des dritten Jahr-
hunderts v. Chr. usurpierte. Es ist dies einer der wenigen Fälle, wo
bei einem Auftraggeber hellenistischer Zeit der Gedanke seiner eige-
nen Verewigung, der bei den Auftraggebern der Renaissance eine so
 
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