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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0268

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Ergebnis: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik

Antisthenes Seite 98
Um 180 i'. Chr.

Asklepios Seite 118
Um 175 v. Chr.

Gallier Seite 188
Um 160 v. Chr.

Phidias, nicht mehr gab. Die Athena des Phidias ist eines der Wer-
ke, das als erstes in Pergamon kopiert wurde, und zwar in auf ein
Drittel verkleinerter Form. Die Kopie wurde um die Mitte des zwei-
ten Jahrhunderts in Auftrag gegeben und stellt eines der frühesten
Beispiele dieser neuen Form der Aneignung klassischer oder ande-
rer Meisterwerke dar. Aus diesem Vorgang erhellt, dass die Schaf-
fung von zeitgenössisch adäquaten Götterbildern nicht als vor-
dringliche Aufgabe hellenistischer Plastik angesehen wurde.

In der schriftlichen Überlieferung werden, wenn ich recht sehe,
nur drei der ausdrücklichen Erwähnung für wert gehalten. Bei die-
sen handelt es sich um drei der bedeutendsten Werke der gesamten
hellenistischen Plastik: die Aphrodite des Doidalsas in Nikomedia,
dem heutigen Isnik, die Kultgruppe von Lykosura und der Asklepi-
os des Phyromachos in Pergamon. Es lohnt sich, einen Augenblick
darüber nachzudenken, dass unter den datierten und deshalb in
diesem Buch behandelten Götterbildern ausser Personifikationen
wie der Tyche des Eutychides und der Themis des Chairestratos
und ausser der Kultgruppe von Lykosura, die an uralte Riten an-
schloss, vor allem Statuen der Aphrodite und des Asklepios begeg-
nen. Die Göttin der Liebe und der Heilgott waren den hellenisti-
schen Menschen besonders nah. Werke wie die Kapitolinische
Aphrodite des Kephisodotos und Timarchides und die Aphrodite
des Doidalsas lehren, wie stark vermenschlicht die Götter waren,
während der Asklepios von Pergamon und die grossartigen Auftrit-
te der Götter im Gigantenkampf von Pergamon die Wirkung des
klassischen Götterbildes auf die hellenistischen Vorstellungen zei-
gen. Erwähnenswert ist dabei, dass Phyromachos gleichwohl in der
im Hellenismus - gegen Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr. - zu-
sammengestellten Liste der grössten griechischen Bildhauer nicht
wie Phidias, Praxiteles und Skopas unter die Götterbildner (Agalina-
topoioi), sondern neben Myron, Polyklet und Lysipp unter die
Schöpfer von Menschenbildern (Ändriantopoioi) eingereiht wird. Er-
wähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch die Kultgrup-
pe von Serapis, Ptolemaios IV. und Arsinoe III. aus dem Jahr
218/217 v. Chr. in Alexandria, in der vergöttlichte Herrscher gleich-
gewichtig neben dem Gott Serapis erscheinen.

Jeder Auftraggeber war bei der Umsetzung seiner Vorstellungen
in ein plastisches Werk auf Bronzegiesser oder Bildhauer angewie-
sen, von denen die folgenden Namen so bekannt sind, dass sie in
diesem Buch Erwähnung finden müssen: es sind in - soweit wie
möglich - chronologischer Reihenfolge: Eutychides von Sikyon,
Chares von Lindos, Teisikrates von Sikyon, Kephisodotos und Tim-
archides, beide Söhne des Praxiteles, von Athen, Chairestratos von
Athen, Polyeuktos von Athen, Doidalsas von Kalchedon, Damo-
phon von Messene, Nikeratos, Sohn des Euktemon, von Athen, Phy-
romachos von Athen, Eisigonos, Stratonikos und Antigonos als Mit-

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