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Klagend rief Kore zu Zeus, doch der Gott sass ge-
getrennt von den anderen Göttern in seinem Tempel, um
der Menschen Opfer zu empfangen. Aber die Mutter
hörte den Schrei und machte sich alsbald auf, ihr zu
helfen. Eilends legte sie den glänzenden Schleier ab,
nahm brennende Fackeln in die Hände und eilte ohne
Speise und Trank dahin wie ein Vogel über Land und
Meer.6) Endlich am 10. Tage erbarmte §ich ihrer Hekate
und führte sie aufwärts zum Helios, dem Sonnengott, der
Alles sieht und Alles hört, und der ihr erzählt, dass
Hades die Tochter geraubt und in der Unterwelt sich
mit ihr vermählt habe. Die Göttin wurde aber tieftraurig,
nahm die Gestalt einer alten Frau an, hüllte sich in ein
schwarzes Gewand und setzte sich im Schatten eines Öl-
baumes nieder, der neben dem Blumen-Brunnen, auch
Jungfern-Brunnen genannt, bei Eleusis in der Nähe der
Königsburg stand.

Bald sahen sie die Töchter des Königs Keleos, zart
aufblühende Jungfrauen, kamen hinzu, um Wasser zu
schöpfen, begrüssten die Alte freundlich und führten sie
auf ihren Wunsch zu den Wohnungen der Menschen und
zwar zunächst in ihres Vaters Haus. Dort empfing sie

6) Julius Firmicus Maternus (347 p. Ch.) de errore profanarum
religionum cp. 7, 2 malt sich den Vorgang so aus: in hoc loco (bei
Henna am See Percus) cum a Plutone virgo prope vesperam fuisset
inventa. vi rapitur et superimposita vehiculo scissis vestibus laceratis
crinibus ducitur: nec resecati ungues contra amatorem rusticum
aliquid profuerunt nec clamor atque ululatus adiuvit nec ceterarum
strepitus puellarum.

Ceres hört die Nachricht von einer Gespielin und eilt zu Hilfe.
Der Räuber springt mitten in den See und verschwindet. Die Ein-
wohner von Henna sagen, er werde bei Syracus emporkommen, und
meinen, es sei der Gott der Unterwelt gewesen, der sie geraubt.
Demeter irrt suchend über die Länder und fährt auf einem Schiff an
fremden Küsten hin und her, kommt nach Attika und wird freund-
lich in Eleusis aufgenommen.
 
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