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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0018
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Einleitung.

7

Der Altgau grenzt gegen N. an den Wippergau, gegen 0. und NO. an den Gau
Engilin, gegen SO. an den Ostergau, gegen S. an den Turingau, gegen SW. an
den Westgau — bezüglich der drei letztgenannten an das linke Ufer der Unstrut —
und den Gau Eichsfelden und gegen W. ebenfalls an letzteren.

Der Untergau Winidon*) wurde mit den ihm zugehörigen Orten: Blieder-
stedt, Grossenehrich, Neustedt, Hohnstedt, Wolferschwenda, Bellstedt,
Rockstedt und Marksussra, ganz vom Altgau umschlossen, und die gen. Orte ge-
hörten theils der sedes Greussen, theils der sedes Marksussra an. —

Bei der bisherigen Betrachtung der ehemaligen politischen Eintheilung unserer
jetzigen Unterherrschaft in Gaue musste, wie wir gesehen, zugleich auf die kirchliche
Eintheilung derselben ein Blick geworfen werden, und wir lernten dabei letztere als
eine bereits feste und wohlgegliederte kennen. Deshalb dürfte noch erübrigen, auch
auf die ersten Anfänge derselben und die Veranlassung dazu durch Einführung des
Christenthums zurückzugehen und uns das zu vergegenwärtigen, was uns darüber über-
liefert worden ist.

Bis zum Anfange des achten Jahrhunderts scheint kaum irgend eine Kunde
vom Christenthum in unsere Gegend gedrungen zu sein. Erst Bonifacius unternahm
es ums Jahr 731, den heidnischen Bewohnern hierselbst die christliche Lehre zu ver-
kündigen. Nach der uns gewordenen Ueberlieferung gründete er damals in unserer
Gegend zwei Capellen, die Capelle St. Crucis bei Greussen und die Capelle St.
Walpurgis bei Marksussra, die ersten Pflanzstätten, von welchen aus sich das Christen-
thum dann hier weiter verbreitete.

Wie Bonifacius, auch nachdem er zum Erzbischof von Mainz berufen worden
war, gewiss die ersten Stätten seiner Wirksamkeit und sein Wirken in unserer Gegend
wohl niemals ganz vergessen haben wird, so trugen auch seine Nachfolger auf dem
erzbischöflichen Stuhle, wie für die thüringischen Länder überhaupt, so auch für unsere
Gegend treue Fürsorge durch Stiftung von Kirchen, Capellen und Klöstern.

Unter den letzteren erfreute sich das wahrscheinlich vom Erzbischof Willigis
von Mainz um 989 gestiftete Benedictiner-Kloster Jechaburg bald eines solchen
Zuwachses und eines so grossen Ansehns, dass es 1004 zu einem Domstifte und einer
Domprobstei (Archidiaconat) erhoben wurde. Da sein Sprengel allmählich mehr als
tausend Kirchen, Capellen, Vicarien und Klöster umfasste, so wurde derselbe
der leichtern und bessern Verwaltung wegen in elf Decanate oder Erzpriester-
thümer, gewöhnlich sedes genannt, eingetheilt.

Diese sedes sind: Jechaburg, Marksussra, Greussen, Kannawurf, Eranken-
hausen, Oberberga, Unterberga, Görmar, Kirchheilingen, Bleicherode und
Wechsungen, und ihnen waren sämtliche Ortschaften**), die zum Archidiaconat Jecha-
burg gehörten, untergeordnet. —

*) Der Gau Winidon hat seinen Namen dadurch erhalten, dass Wenden in jenem Bezirke
wohnten. Die dortigen Dörfer waren aber nicht eigentlich wendische Niederlassungen, sondern ein-
heimische Gutsherren hatten sie durch slavische oder wendische Leibeigene anbauen lassen, weshalb
sie auch keine eigentlich wendischen Namen haben. —

**) Die betreffenden Ortschaften resp. die in denselben befindlichen Kirchen, Capellen und
Vicarien sind insgesamt in dem Jechaburger Archidiaconatsregister aufgezählt, welches der
Fürstlich Schwarzburg. Archivar Joh. Andr. Zeitz 1715 nach den „diplomatibus a. 1343 und a.
1474 und dem registro subsidii clero Thuringiae impositi a. 1506" angefertigt hat. Dasselbe ist ausser
 
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