Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0031

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Badra und die Domaine Numburg. — Bebra.

19

sie als Wohnungen für die Vicare des Klosters Walkenried, welche namentlich zur
Wallfahrtszeit in jener Kirche die Messe zu lesen hatten.

An das Zellengebäude grenzte gegen N. ein einst von einer Mauer umgebener
Raum, 16 m lang und 15 m breit, an dessen Südwestecke sich eine Thüröffnung
befand. — Ueber die Bestimmung dieses Kaumes hat man nur Vermuthungen; vielleicht
war er eine Halle für die Wallfahrer.

An der Ostseite des eben beschriebenen Raumes finden sich noch Spuren einer
nach 0. sich erstreckenden 7 bis 8 m langen Mauer, die sich nach S. fortzusetzen
scheint. Doch sind daselbst keine Mauerreste zu bemerken, sondern man findet nur
Steingerölle, das sich in fast gerader Richtung bis zur Südostecke der Capelle er-
streckt. Wozu dieser Raum bestimmt war, ob zu einem Hofraume oder dergleichen,
ist unbekannt.

Neben der östlichen Begrenzung dieses Raumes ziehen sich in gleicher Richtung
und Länge derselben drei Wallgräben entlang, an die sich nach S. hin einst der
Gottesacker in einer Länge von 50 m und einer Breite von 30 und einigen Metern
anschloss. In neuerer Zeit urbar gemacht, sind seine östlichen und südlichen Um-
grenzungen verschwunden; doch findet man an seiner Westseite noch zwei Wallgräben. —

Die vorstehend mit ihren Anbauten und nächsten Umgebungen näher beschriebene
Capelle St. Petri ist eine einst weit und breit bekannte und viel besuchte Wall-
fahrtscapelle, derer in verschiedenen Urkunden gedacht wird. Nach einer Urkunde von
1253 schenkt der Graf Heinrich von Gleichen dieselbe dem Kloster Walkenried.
Er selbst schildert sie in der betr. Urkunde als schon längt in Verfall gerathen und
tritt sie mit allen seinen Rechten und Ansprüchen an derselben dem Convent zu
Walkenried unter der Bedingung ab, dass derselbe sie aufs beste aufrichte und gebrauche.
Der Convent kam dieser Bedingung nach, indem er sie alsobald wieder herstellen liess.
Als der Erzbischof Werner von Mainz 1262 den Abt Ditmar III. zu Walkenried
beauftragte, in allen ihm unterstellten Capellen die Sacramente administriren und
predigen zu lassen, verordnete der letztere dies auch für die Capelle St. Petri, besonders
an ihrem Einweihungsfeste, am St. Peters- und Pauls tage. Von da an pflegte
man diese Capelle fieissig zu besuchen, und als sie bald nachher auch noch mit einem
dreissigtägigen Ablass für diejenigen versehen worden war, welche sich an dem Weihe-
tage derselben in ihr einstellen, aufrichtig Busse thun und einen Umzug um den
Gottesacker halten würden, so wallfahrtete alljährlich eine grosse Menge Volkes zu
derselben. Durch die bei dieser Gelegenheit dargebrachten Opfergaben soll sie ein
grosses Vermögen erworben haben.

Ueber die Zeit ihres Bestehens und die Ursache ihres Unterganges hat sich
keine Kunde erhalten.

Bebra,

Kirchdorf mit 762 Einw., Wippergau, 2,8 km südwestlich von Sondershausen, liegt an
der von Sondershausen nach Erfurt resp. nach Langensalza und Mühlhausen führenden
Chaussee und unweit der Nordhausen-Erfurter Eisenbahn —• der Bahnhof, Station

2*
 
Annotationen