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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0036

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Bellstedt,

Neben der Kirchthür innerhalb liegt ein grosser Stein, zum Knieen oder Sitzen
für diejenigen bestimmt, welche Kirchenbusse zu thun hatten. Auf einem Täfelchen
über demselben steht: Psalm 130,1.: Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu dir etc. —
Uebrigens ist jeder Sitz in der dortigen Kirche mit einem Bibelspruche versehen. —

Unter den heiligen Gefässen der Kirche zeichnet sich durch seinen Kunst-
werth der silberne und vergoldete Abendmahlskelch von 0,18 m Höhe und 0,10 m
obern Durchmesser aus. (Vergl. den Kelch auf Beilage II, dem er sehr ähnlich ist.)
Sein sechstheiliger Fuss ist mit einem kunstvoll durchbrochenen Bande verseben, die
von demselben bis zu dem sechstheiligen Knauf sich erstreckenden Felder sind fein
ciselirt; die Knaufköpfe bestehen .aus schwarzen Steinen mit goldenen und silbernen
Verzierungen. Ueber dem Knaufe befinden sich die goldenen Buchstaben: C. B. I. S. T. V.
und unter demselben: I. H. C. S. M. E. (In hoc calice sanguis meus est). Unter dem
Fusse steht: Heinrich Dorn (Dörre, Name des Schenkgebers) 1570. Da nach dem
Urtheile der Kenner der Kelch bezüglich seiner stilvollen Form in die classische Zeit
solcher Arbeiten zurückweist, so mag der Schenkgeber ihn wohl alt gekauft haben.

Die drei Kirchenglocken von 0,91—0,62 und 0,45 m Durchmesser, welche
in einem auf dem hochgelegenen Gottesacker stehenden Glockenhause hängen, zeichnen
sich sämtlich durch ihr Alter aus. Die grosse Glocke hat folgende Inschrift (s. Fig. 4):

Fig. 4.

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Die mittlere hat keine Inschrift, ist aber ihrer langen und schlanken Form nach
sehr alt, und die kleine hat die Inschrift:

MEA SPES IN CHBISTO. Ao. 1571.

Das Dorf B. war im dreizehnten Jahrhundert im Besitz der Grafen von
Gleichen; denn Graf Albert von Gleichen eignet 1292 dem Kloster Schlotheim
die Güter zu „Bilstete" zu, die Hermann von Almenhusin von ihm zu Lehen
gehabt; vom Ende des vierzehnten Jahrhunderts an gehörte Dorf und Freigut daselbst
den Grafen von Schwarzburg. Diese belehnten im Laufe der Zeit mit dem letztern
die Kitter von Bendeleben, von Bbeleben, die Herren von Brüheim u. a.; 1638
schenkte der Graf Anton Heinrich dasselbe seinem Kammerdiener. Dieser verkaufte
bald nach Beendigung des dreis'sigj ährigen Krieges das Gut an den schwedischen
Oberst von Krackenhof, welcher zu demselben noch drei Bauerngüter daselbst er-
warb. Aus diesen Gütern und einigen neueren Erwerbungen besteht das gegenwärtige
Bittergut, welches im Besitz einer Familie Schlegel ist.
 
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