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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0045

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28

Bliederstedt.

Bliederstedt,

Kirchdorf mit 118 Einw., Winidon, 18,9 km südöstlich von Sondershausen, liegt auf
einer nicht unbedeutenden Anhöhe, die nach 0. hin ziemlich steil ins Thal der
Helbe abfällt.

Urkundliche Namensformen: 956 Blidersteti, Blidernsteti, 975 Blider-
stede; im Volksdialekt: Blidderscht.

Die Kirche St....., sedes Greussen, Filial von Otterstedt, ist klein und alt,

aber im Innern durch eine in den letzten Jahren stattgefundene Benovation sehr freund-
lich. — Früher war sie nur eine kleine Capelle, die aus dem unteren Kreuzgewölbe
des Thurmes und einem kleinen Vorbau bestand. Der Altar stand zwischen dem
starken Gurtbogen, auf welchem der Thurm ruht, wodurch der Gang um denselben
sehr eng war; deshalb hat man das Kirchengebäude nach 0. hin verlängert und dem
Altar seinen Platz in dem Anbau angewiesen.

Die Kirche besitzt einen zwar kleinen, aber mit sehr hübscher Holzschnitzerei
versehenen Altarschrein. In der Mitte desselben steht die heilige Anna (selb-
dritt) mit der gekrönten Maria auf dem einen und dem Christuskinde auf dem andern
Arme, und auf jeder Seite derselben befindet sich ein Heiliger. Auf jedem der beiden
kleinen Seitenflügel sind zwei Heilige abgebildet.

Der Taufstein besteht aus einem grossen, nur roh zugehauenen Steine und
ist uralt.

Vor der Beformation stand die Kirche resp. Capelle mit der Kirche zu Grossen-
ehrich in engster Verbindung; der Gottesdienst in derselben wurde von einem der drei
von dem Stift Gandersheim dort eingesetzten Vicare besorgt. Die Verbindung der
Capelle zu B. mit der Kirche zu Grossenehrich wurde 1575 aufgehoben, und sie ist
von da an Filial von Otterstedt.

Von den beiden Kirchenglocken mit 0,64 und 0,59 m Durchmesser hat jene
als Inschrift nur die Jahrzahl: M°D°C = XoX»V°I° ; die Inschrift dieser ist:

H|£|C II C|A|NI|PiA|N|A || F|V|S|A II A|C || R|E|N|0|V|A|T|A II E|S|T || PASTORE || P|A|V|L|01 L|V|C|K|F|E|L|D|TI
P.R/ETOREI n;IC;0;l:A[0 l S|AlV|RlBjE|R II AININIO | CRISTI II MID||C!XIXII V II I«I III II.

Unter dieser Inschrift befindet sich an der Vorder- und Bückseite der Glocke
je ein Medaillon mit dem Bilde einer Glocke in der Mitte und der Umschrift: Caspar
Bebre. — Caspar Weber war Glockengieser in Sondershausen. —

Mitten im Dorfe B. liegt die Hälfte von einem alten Waidmühlensteine,
ein Beweis, dass dort einst Waid gebaut wurde.

Eine unbebaute Hausstätte in B. führt den Namen Mönchshof; das Gebäude,
welches einst an jener Stelle lag, wird jedenfalls von dem Stifte Gandersheim errichtet
und mit Mönchen besetzt worden sein, welche die nicht unbeträchtlichen Ländereien
des Stifts in dortiger Flur zu bewirthschaften hatten. Denn 956 hatte der Kaiser
Otto I. dem Stifte Gandersheim Güter in Bliederstedt geschenkt, und allmählich soll
das ganze Dorf und dessen Zugehörungen in den Besitz jenes Stifts gekommen sein.
Nachmals kam die betr. Länderei dort an den Bappenstein, ein vormaliges Ganders-
heimer Stiftsgut zu Grossenehrich, ist aber nach und nach den Bewohnern unseres
Dorfes käuflich überlassen worden.
 
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